Karben. „Lest, bis euch die Augen zufallen“, gibt Bürgermeister Roland Schulz (SPD) den zwölf Mädchen mit auf den Weg in die vor ihnen liegende lange Lesenacht in der Stadtbücherei. Danach muss er als einziger Mann die Räume wieder verlassen. Denn die Mädchen sollen unter sich sein. „Das ist in diesem Alter auch mal wichtig, denn so können sie sich ungestört Themen wie dem ersten Verliebtsein oder Pferden widmen“, erklärt Angelika Möller, Kinder- und Jugendpflegerin.
Die Mädchen-Lesenacht in der Stadtbücherei bildet den Abschluss der Wetterauer Mädchenaktionstage. Die Teilnehmerinnen kommen aus Karben, Bad Vilbel, Wöllstadt, Nidderau und Niddatal. Wie in den Jahren zuvor waren die Plätze rasch ausgebucht, sagt Ursula Hauer, Leiterin der Stadtbücherei.
Die Mädchen, die Schlafsack, Pyjama und Zahnbürste mitgebracht haben, können lesen so lange sie wollen. Am Morgen gibt es noch ein gemeinsames Frühstück, bevor sie von ihren Eltern abgeholt werden. Die Altersbeschränkung sorge dafür, dass nicht immer wieder dieselben Jugendlichen teilnehmen können, sagt Hauer. So dürfen nur Elf- bis Dreizehnjährige mitmachen.
Die Freundinnen Ina und Anja aus Burg-Gräfenrode und Groß-Karben sind zum ersten Mal dabei und aufgeregt. Sie möchte etwas von Harry Potter lesen, hat sich Ina vorgenommen. Bei Patricia und Angelika aus Nieder-Wöllstadt stehen die Bücher aus der Reihe „Freche Mädchen – freche Bücher“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala. „Wenn ich heute Nacht ein Buch finde, das mir besonders gut gefällt, wünsche ich es mir zu Weihnachten“, sagt Patricia.
Vor allem jene jungen Leserinnen, die die Bücherei regelmäßig nutzen, laufen nach ihrer Ankunft schnurstracks zu den Regalen mit Kinder- und Jugendliteratur, um zu schauen, ob ihr Lieblingsbuch dort steht und nicht etwa ausgeliehen ist. Sie können es kaum abwarten, es sich mit ihrer Lieblingslektüre auf dem Schlafsack bequem zu machen, um die ganze Nacht ungestört inmitten der Bücherregale in Geschichten von gleichaltrigen, verliebten Teenagern oder in die Abenteuer von pferdenärrischen Freundinnen einzutauchen.
Zum Kennenlernen hat Hauer Hefte zum Mitnehmen überreicht, in die die Mädchen in Teamarbeit „sinnige Sprüche“ schreiben. Zur Anregung gab es eine Auswahl an philosophischer Literatur: „Solche Lebensweisheiten können einen ein Leben lang begleiten und in manch schwieriger Situation helfen“, erläutert sie. (kre)