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Zum Sattwerden – Heldenberger Essensbank kümmert sich um Benachteiligte

Die Heldenberger Essensbank, ein Projekt der evangelischen Kirchengemeinde, hilft bedürftigen Menschen mit Sach-, Geld- und Lebensmit- telspenden.

Nidderau. Sonja Balz, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Essensbank, sucht den passenden Schlüssel für die Essensbox im Eingangsbereich des Aldi-Marktes Heldenbergen. Als sie die Klappe der Box geöffnet hat, entnimmt sie Schoko-Lollies, Delikatessen-Saucen, Nudeln, Dosensuppen, Bonbons und Kakao. „Dieser Euro lag auch in der Box“, sagt sie und fügt hinzu, dass manchmal Wechselgeld gespendet wird.

Die haltbaren Lebensmittel sind die Spenden einer Woche. Im Nahkauf in Heldenbergen haben Käufer Käse, Mayonnaise, Kaffee, Tomatenmark, Cornflakes und Tee gespendet. Bei näherem Hinsehen findet Balz elf Cent, einen Handschuh und Verpackungsmüll. Manchmal befinden sich auch Lebensmittel, deren Verfalldatum lange abgelaufen ist, in den Boxen. Drei weitere Essensboxen stehen im Edeka-Markt, in der evangelischen Kita Heldenbergen und im Gemeindehaus. Allerdings reichen die Spenden nicht aus. „Im letzten Jahr versorgten wir 22 Familien in Nidderau, heute sind es 50“, sagt Balz, die Mitglied im Kirchenvorstand ist und zum Gründerteam der Essensbank gehört. Wie die ehrenamtliche Mitarbeiterin Heidrun Höhl ergänzt, entspricht dies 63 Erwachsenen und 24 Kindern. Jede Woche müssen Lebensmittel im Wert von 250 Euro aus Spendengeldern zugekauft werden. Märkte spenden Lebensmittel, die sie aus dem Sortiment nehmen, und die Bäckerei Philippi liefert regelmäßig die Vortagsware.

Körbe packen

Während Balz auf ihrer Rundfahrt zu den Lebensmittelmärkten den Inhalt der Essensboxen in Körbe füllt und diese in ihrem Auto verstaut, haben sich im Gemeindehaus bereits ehrenamtliche Mitarbeiter versammelt, um Körbe für bedürftige Menschen zu packen. Auf Listen sind detailliert die Waren vermerkt, die jede Familie erhält. Pro Abholung ist ein Grundbetrag von einem Euro zu zahlen, für jede weitere Person pro Haushalt zusätzlich 50 Cent.

Feste Uhrzeit

Auf spezielle Lebensmittel oder eine bestimmte Warenmenge gibt es keinen Anspruch. Trotzdem versucht das Team, immer Waren in ausreichender Menge zu bekommen und zu verteilen. Rücksicht bei der Warenverteilung wird auch auf zwei Veganer genommen. Für Durchreisende, mindestens einer pro Woche, stehen so genannte Notfalltüten mit haltbaren Lebensmitteln bereit. „Im November 2009 haben wir mit vier Kunden begonnen, letztes Jahr ist die Zahl sprunghaft angestiegen. Unsere Essensbank spricht sich herum“, erklärt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ingelore Seifried. Sie ist eine von im Schnitt acht ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die helfen, Körbe zu bestücken. Auch Elfie Vetter ist seit drei Wochen dabei.

Die Körbe werden donnerstags im Gemeindehaus ausgegeben. Jedem Kunden wird eine feste Uhrzeit für die Abholung zugeteilt. „Zusätzlich zu unserer Einrichtung gibt es ergänzende Institutionen wie den Rot-Kreuz-Laden in Büdesheim, wo die Kunden günstige Kleidung erwerben können“, sagt Pfarrerin Simone Heider-Geiß.

Ja-Hi Nolting, Ausländerbeauftragte der Stadt Nidderau und Mitarbeiterin der Essensbank, kennt Menschen, die in den Wintermonaten mit dem Fahrrad von Eichen nach Heldenbergen fahren, um ihren Warenkorb abzuholen. „Eine Busfahrt würde 4,50 Euro hin und zurück kosten. Das können sich bedürftige Menschen nicht leisten“, sagt sie und gibt einen Einblick, wie Asylbewerber leben. Sie erzählt von Schimmelbefall an Wänden, feuchten Räumen, defektem Mobiliar. Von einer fünfköpfigen Familie, die 66 Quadratmeter bewohnt, von fehlenden Sitzgelegenheiten, weil das Geld dafür nicht vorhanden ist.