Bad Vilbel. Zunächst bewegt sich der Ball nur ganz kontrolliert über den Tischkicker. Sascha Empter pflegt wie jeder Spitzenspieler das Kurzpassspiel. Ungehemmtes Gebolze aus allen Lagen wie in der Kneipe kommt für ihn nicht in Frage. Immer wieder lässt der 32-Jährige aus dem Stadtteil Gronau den Ball zur Stürmerreihe laufen, um dort in Sekundenbruchteilen knallharte Torschüsse abzugeben. In den vergangenen Wochen hat der amtierende Deutsche Meister sehr viel trainiert. Denn er nimmt in dieser Woche im amerikanischen Spielerparadies Las Vegas an einem internationalen Spitzenturnier der World Series teil.
Immer wieder übt Empter in seinem Hobbykeller den selben Spielzug, setzt sich selbst mit Zehnerserien unter Druck: Erst wenn ein Trick zehn Mal hintereinander klappt, wendet er sich einem anderen zu. Zu 80 Prozent trainiere er allein, sagt der Schreinermeister, der mit Frau und zwei Kindern ein beschauliches Leben führt. „Ich will wissen, was in den USA so geht.“
Auf nationaler Ebene hat Empter mit zwei deutschen Meistertiteln im Einzel und zwei Vizemeisterschaften im Doppel schon einiges erreicht, wenn auch in einer Sportart, die von vielen belächelt wird. „Das ist für uns schon ein Problem, dass die Leute mit Tischfußball immer Kneipe und Saufen verbinden.“ Zumindest an der Spitze ist das Kickern aber durchaus Leistungssport. Empter hat sich ein striktes Alkoholverbot während des Spiels auferlegt: Schon ein oder zwei Biere würde er merken, weil die Schüsse nicht mehr so sitzen.
Im Jugendclub von Gronau war der häufig verletzte Fußball-Torwart am Kicker immer ein bisschen besser als die anderen. Und fasste daher den Mut, sich an Spaßturnieren zu beteiligen. In Frankfurt traf der damals gerade Volljährige auf Jamal Allalou, seinerzeit einer der besten Tischfußballer Deutschlands. Nach einer saftigen Lektion kamen sich die Kicker näher, schildert Empter die fast schicksalhafte Begegnung. „Ich habe Jamal in unserer Nachbarschaft eine Wohnung besorgt und auf einmal haben wir jeden Tag gespielt.“Seine Ehefrau akzeptiere sein Hobby, schließlich habe sie ihn so kennengelernt.
Die medialen Erfolgsaussichten seiner Sportart beurteilt er skeptisch. Zum einen sind die Aktionen mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen und zum anderen benötigt der Zuschauer einiges an Spezialwissen, um ein gutes Spiel zu erkennen. Eine ähnliche TV-Karriere wie die anderen Kneipensportarten Dart, Billard und Poker dürfte daher für die Tischfußballer schwierig werden. (zlp/dpa)