Konkreter wird die Planung für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Groß-Karben im Zuge der Dorferneuerung. Ende 2016 soll die Karbener Nordumgehung fertig sein. Seit eineinhalb Jahren wird getüftelt. Nun stellt das Planungsbüro zusammen mit Bürgermeister Rahn den aktuellen Stand vor.
Karben. Das Interesse der Bürger ist groß. Der Saal in der Gaststätte „Bei Anna“ ist vollbesetzt. „Wir sind hierher gekommen, weil wir direkt betroffen sind und in der Bahnhofstraße neben dem Friedhof wohnen“, sagt das Ehepaar Tiefenbach. „Ich wünsche mir einfach nur Ruhe“, betont Petra Tiefenbach. Ehemann Robert möchte erfahren, ob er weiterhin auf seinen Behindertenparkplatz zählen kann.
Am Ende der etwa 30-minütigen Dia-Präsentation sind die meisten der Anwesenden zufrieden mit dem Ergebnis, das in den vergangenen eineinhalb Jahren mit großem Aufwand erstellt wurde. Intensiv beteiligte sich nicht nur die Stadt am Konzept, auch der Arbeitskreis Dorferneuerung – bestehend aus etwa 20 Mitgliedern sowie Polizei, Straßenverkehrsbehörde „Hessen-Mobil“ und der Planfeststellungsbehörde – wurden in das ehrgeizige Unterfangen einbezogen. Geschäftsleiter Edwin Mayer bringt es auf den Punkt: „All die Planungen sind ein großer Spagat zwischen der Nutzung der Umgehung, die alle möchten, und zugleich der angenehmen Möglichkeit, weiterhin durch Groß-Karben zu fahren.“
66 % weniger Verkehr
Auch die Anregungen aus der Bürgerversammlung von vor etwa einem Jahr seien in die Planungen einbezogen worden. „Das ist unser Hauptanliegen an diesem Abend“, betont Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Wir wollen die Bürger und ihre Anliegen einbeziehen. Das geht nicht mehr, wenn die ersten Bagger rollen.“ Wann das allerdings sein werde, ließen Planungsbüro und Stadtoberhaupt offen. Sie versicherten jedoch, dass spätestens 2016 begonnen werde.
Das ist auch notwendig: Die Vorgaben für Fördergelder von der Dorferneuerung zwingen die Kommune dazu, im Jahr 2016 anzufangen, obwohl die Nordumgehung als Umleitungsstrecke dann noch gar nicht fertig ist.
Das Konzept ist grob in drei Abschnitte Groß-Karbens unterteilt: Süd, Mitte und Nord. Bei allen Abschnitten waren bei der Planung in erster Linie die Enge und Breite der Straßen zu berücksichtigen. Auch Fußgängerströme und die Buslinien 7 und 26 – nach Friedberg, Schulbusse und nach Bad Vilbel – stellen ihre Anforderungen an die Umgestaltung. Hinzu kommt das Thema Parken in Groß-Karben, das insbesondere in der Mitte eine große Herausforderung darstellt.
Mit der Tempo-30-Zone zeigen sich die Planer mit den Bürgern einverstanden. „In Richtung Norden entspannt sich die Lage“, schildert Mayer die Situation Richtung Burg-Gräfenrode. Ziele bei der Neugestaltung seien ein attraktiverer Straßenraum und den Durchfahrtsverkehr, wie er derzeit bestehe, zu vermeiden. Das werde sich allein durch die Umgehung regeln, so die Prognosen. Immerhin 66 Prozent weniger Verkehr wird erwartet. Die tägliche Zahl der Durchfahrten solle von 12 500 im Jahr 2003 auf 4500 sinken. Auch in der Ludwigstraße reduzieren sich die Verkehrsströme um rund 15 Prozent. Fließender Verkehr durch den Ortsteil Groß-Karben ist zudem das Ziel der Planer. Schulwege, Barrierefreiheit und Gehwege sowie die Neuordnung der parkenden Autos mussten in die Planung einfließen.
Engstelle ist schwierig
Im Abschnitt Bahnhofstraße/Homburger Straße werde über einen Kreisel nachgedacht. „Wirklich schwierig ist die Engstelle“, gesteht Planer Mayer. Im Abschnitt Haingraben/Heldenberger Straße hat das Büro Platz für jedweden Verkehr auf einer Länge von gerade einmal 7,50 Meter von Haus zu Haus. Dort soll der Verkehr auf 2,90 Meter eingeengter Fahrbahn rollen. Für Parkplätze bleibt in diesem Abschnitt nicht genügend Raum.
Während sich eine Mutter über den vermutlich sichereren Schulweg ihres Kindes freut, sieht eine Hofladenbesitzerin ein Problem. „Wir nehmen all diese Hinweise auf und schauen, was wir machen können“, versprechen Planer und Bürgermeister. In einer Variante soll die Bushaltestelle Schloss zugunsten von Parkflächen entfallen.
Drei Millionen Euro wird die Umgestaltung kosten. Davon erhält die Stadt 1,7 Millionen Fördermittel. „Wenn wir es vielleicht am Ende nicht allen recht machen können, liegt’s daran, dass wir alle stets Kompromisse eingehen müssen“, betont Guido Rahn.