Stadtbrandinspektor Christian Becker hat allerhand zu tun: Für die Wehren in Roggau und Petterweil müssen neue Standorte her. Auf den ersten Blick wirkt die Mängelliste für die alten Gebäude kurios – doch dahinter stecken ernstzunehmende Risiken.
Karben. Gelb geringelte Markierungen an gefährlichen Stellen wie Treppen und Mauern, eine Tür, die sich auch von innen dank Drehknauf ohne Schlüssel öffnen und schließen lässt, Notbeleuchtung in der Gerätehalle: Es sind auf den ersten Blick kleine, teils kurios anmutende Probleme, die auf dem „Zeugnis“ für das Feuerwehrhaus Burg-Gräfenrode stehen. Die Gesamtnote: mangelhaft – das Gerätehaus in der Freihofstraße ist glatt durchgefallen. „Die Liste der Mängel ist lang“, erklärt Stadtbrandinspektor Christian Becker. „Das Gerätehaus ist einfach nicht mehr zeitgemäß.“
Das größte Problem ist dabei der Platzmangel – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gebäudes. In den angrenzenden Straßen fehlen Parkmöglichkeiten für die anrückenden Einsatzkräfte. „Problematisch ist, dass der Weg für die ausrückenden Einsatzwagen dabei berücksichtigt werden muss“, gibt Becker zu bedenken. Im Gerätehaus selbst ist die Lage noch drastischer: Neben dem Feuerwehrauto ist rund ein Meter Platz.
Sicherheit der Kräfte
Das mag in einem ruhigen Moment genug Platz sein, um einzusteigen und sich mit passierenden Kollegen abzustimmen. Im Falle eines Notfalls aber, wenn in der Halle Trubel herrscht und der Wagen bereit ist auszurücken, steigt die Gefahr für Quetschungen. Und: Ein neues, bereits bestelltes Feuerwehrauto wird noch größere Dimensionen haben. „Es geht hier wirklich um die Sicherheit und Gesundheit der Einsatzkräfte“, unterstreicht Becker die Dringlichkeit.
So dürfen den neuesten Auflagen zufolge etwa nicht mehr – wie bei den alten Bauten üblich – die Spinde in der Fahrzeughalle aufgestellt sein. Denn: Wenn die Motoren abfahrbereit brummen, belasten die Abgase die Gesundheit der Feuerwehrleute.
Das „Zeugnis“, also die Mängelliste, die der technische Prüfdienst im Auftrag des Landes Hessen und der Unfallkasse erstellt hat, belegt das. Alle vier Jahre werden die hessischen Feuerwehrhäuser anhand fester Kriterien überprüft. Den Wehren haben sie in der jüngsten Überprüfung Handlungsbedarf auferlegt – den Becker umsetzt.
So konnte er viele Dinge mit den Truppen bereits auf dem kleinen Dienstweg regeln: Spinde wurden aus dem Einstiegsbereich der Fahrzeuge versetzt, um mehr Platz zu schaffen, Treppen und hervorstehende Mauern ebenso wie eine Metallabsperrung vor der Eingangstür in Signalgelb markiert. Darüber hinaus hat der Stadtbrandinspektor eine Dienstanweisung ausgesprochen: Die Einsatzkräfte in Burg-Gräfenrode dürfen im Falle eines Einsatzes demnach nicht mehr über die Freihofstraße anrücken, damit dieser Weg für die Feuerwehrautos frei ist.
Kommt es zum Einsatz, fahren die Wagen künftig auf den Vorplatz und warten dort, bis die Truppe komplett ist – um innen die Gefahr sowohl von Quetschungen als auch durch die entstehenden Absage zu minimieren.
Die Probleme sind damit zunächst entschärft, an einem Neubau führt jedoch kein Weg vorbei. Becker lobt dabei ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Stadt. „Von anderen Stadtbrandinspektoren weiß ich, dass es in anderen Kommunen weniger Unterstützung gibt“, sagt er. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) habe jedoch sowohl für Petterweil als auch für Burg-Gräfenrode volle Unterstützung für die Feuerwehr und damit grünes Licht für einen Neubau signalisiert.
„Wo das neue Gebäude hinkommt, steht noch nicht fest“, sagt Becker für Burg-Gräfenrode. Priorität habe aktuell Petterweil. „Hier sind die Mängel noch gravierender“, so Becker. So führe unmittelbar vor der Halle ein Fußgängerweg vorbei – eine Katastrophe im Einsatzfall. Bis September muss der Bescheid gestellt werden, um Zuschüsse des Landes zu erhalten – Baupläne inklusive. Doch auch in Burg-Gräfenrode pressiert die Zeit: Im Mai 2019 soll der neue Einsatzwagen eintreffen. Der passe zwar noch in das alte Gebäude, sagt Becker – doch das Platzproblem wird damit noch gravierender.