Die Landschaft zwischen Karben und Bad Vilbel hat sich verändert. Das wird jedem klar, der dort im Niddatal unterwegs ist. Viele Bürger diskutieren, ob es nötig war, die 53 Pappeln zu fällen.
Bad Vilbel/Karben. „Freier Blick aufs Mittelmeer.“ Irgendwie kommt einem die 68er-Forderung nach dem Abriss der Alpen in den Sinn, blickt man dieser Tage von Dortelweil Richtung Klein-Karbener Industriegebiet. Oder umgekehrt. Frei geht der Blick durchs Tal der Nidda, wo er sich noch vor einigen Tagen in den hohen Pappeln fing.
Die 53 Bäume hat die Stadt Bad Vilbel fällen lassen, was Karbener Naturschützer kritisieren: Völlig überzogen sei die Aktion, finden Naturschutzbund und BUND. Auch mancher Bürger sieht das so: „Da kann man sich wirklich nur an den Kopf fassen“, findet etwa Jürgen Dreschel aus Klein-Karben. Wie auch andere versteht er nicht, wieso alle der landschaftsprägenden Bäume gefällt werden müssten, nur „weil wenige krank sind“. Nicht bloß wenige seien krank, sondern Gutachten hätten erhebliche Schäden bestätigt, sagt Michael Elsass, der Sprecher der Unteren Naturschutzbehörde in der Wetterau. Sie genehmigte die Fällung. Für die Schäden könne man nicht nur den Zustand der Baumscheiben anführen, wie es die Naturschützer machten, erklärt Elsass. „Wenn ein Baum erst in vier, fünf Metern Höhe faul ist, kann es genauso tödlich für den Passanten sein, wenn der Baum umstürzt oder ein Ast abbricht.“
Die Gefahr bestätigt Zeitungsleser Stefan Herbst aus Dortelweil. Er macht oft Spaziergänge auf der Strecke. „Bei stärkerem Wind hat man die Schäden immer schon geahnt: so viele Äste, wie da am Boden lagen.“ Schaue man sich die gefällten Bäume an, zeige sich, wie schadhaft sie gewesen seien. „Es wäre doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dort etwas passiert wäre.“
Allerdings: „Die Optik ist schon gewöhnungsbedürftig“, räumt Stefan Herbst beim Blick über das Niddatal ein. Doch entstand keine kahle Fläche, denn Büsche und niedrige Bäume stehen weiter entlang des Wegs. Sie böten Vögeln und anderen Tieren noch besseren Lebensraum, sagt Behördensprecher Elsass. Die Pappeln, nach dem Zweiten Weltkrieg als rasch wachsendes Nutzholz angepflanzt, verhinderten vor allem die Wiederansiedlung von Kiebitzen. „Die Fällung erfolgte auch aus ökologischen Gründen.“ Wie es seit Jahren vielerorts in der Wetterau geschehe.
Protestnote
Aus Karben hat inzwischen Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die Protestbriefe der Naturschützer ans Bad Vilbeler Rathaus weitergeleitet. Mit Karben habe die Fäll-Aktion nichts zu tun, lief nur auf Vilbeler Gemarkung, merkt Rahn an. Über den Protest der Umweltschützer aber wundert er sich. Denn in Bad Vilbel habe der örtliche BUND die Aktion sogar begrüßt. (den)