Bad Vilbel. Im Marktplatzzentrum wird es bald einen größeren Leerstand geben. Am Montag informierte Tengelmann die 20 dort beschäftigten Mitarbeiter darüber, dass ihre Filiale Mitte August geschlossen wird. Der Konzern hatte vergeblich über einen Verkauf verhandelt.
Ernste Gesichter gab es am Montag in der Tengelmann-Filiale im Bad Vilbeler Marktplatz-Zentrum (MPZ). Aus der Verwaltung waren schwarz gekleidete Herren angereist, um den dort beschäftigten Mitarbeitern zu verkünden, was diese bereits befürchtet hatten: Der Standort wird voraussichtlich zum 18. August geschlossen. „Wir haben das schon angenommen“, sagte eine Verkäuferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Wie berichtet, will sich Tengelmann komplett aus der Rhein-Main-Neckar-Region zurückziehen. Als Übernahme-Kandidaten haben sich die Lebensmittel-Ketten Rewe und Tegut bereit erklärt, Filialen zu übernehmen. So auch beim Tengelmann-Markt am Südbahnhof. Das 1988 eröffnete Geschäft mit seinen 22 Mitarbeitern ist von Rewe übernommen worden.
Das gelte auch für alle 1100 Tengelmann-Mitarbeiter in den aufgekauften Filialen, erklärte die Rosbacher Rewe-Pressesprecherin Anja Krauskopf. Sie zerstreute auch Bedenken, dass mit der Übernahme des Marktes am Südbahnhof der nur wenige Fußminuten entfernte Rewe-Markt in der Frankfurter Straße in seinem Bestand gefährdet werden könne. Es sei geplant, die beiden Filialen parallel weiterzuführen. Schließlich hätten die Märkte einen anderen Einzugsbereich.
Allerdings müsse man auch „die langfristige Entwicklung sehen.“ Die sieht für die 1996 im Marktplatzzentrum eröffnete Filiale düster aus. Während bei anderen Tengelmann-Filialen in der Region noch Verkaufsgespräche geführt werden, habe man dort keinen Interessenten gefunden, erklärte Tengelmann-Pressesprecherin Jutta Meister. Das bedeutet, dass dort möglicherweise kein Standort für einen Lebensmittelmarkt mehr sein wird. Weil Tengelmann sich aus der gesamten Region zurückzieht, wird es zum Schluss einen Ausverkauf geben, kündigte die Sprecherin an. Die Schließung macht auch dem Verein Stadtmarketing große Sorgen, der sich seit geraumer Zeit bemüht, die Leerstände in den gewerblichen Innenstadt-Immobilien zu beseitigen. Der Tengelmann-Markt im MPZ sei „ein wichtiger Nahversorger, gerade auch für ältere Leute – etwa aus dem Quellenzentrum“, erklärt Stadtmarketing-Geschäftsführer Gaetano Oehmichen. Mit der Schließung hätten die Kunden deutlich weitere Wege. „Wir sehen das Problem“, so Oehmichen, dennoch hoffe er weiter auf eine Lösung mit einem Lebensmittelmarkt. Er finde es schade, dass der Tengelmann weg gehe, sagt ein Kunde der namentlich nicht genannt werden will und der seit Jahren dort einkauft. Vermissen werde er vor allem den Service: „Man fand immer jemand, den man ansprechen konnte.“
„Ich war immer zufrieden“, betont auch Helena Sczemsky. Nun wird ihr Einkaufsweg länger. „Wir haben uns an das Angebot gewöhnt“, sagen Friedrich und Erika Burghartz, die auf dem Niederberg wohnen. Mit dem Auto sei es kein Problem, künftig bei Rewe am Südbahnhof einzukaufen – aber ganz raus aus der Stadt, auf der grünen Wiese einkaufen – das wollen die Rentner nicht. „Schlecht“ findet Marianne Vollert die Schließung. Im unteren Teil der Frankfurter Straße gebe es sonst keine Lebensmittelläden. Das bedeute für sie weitere Fußwege zum Einkaufen. Unterdessen macht MPZ-Miteigentümer Isak Schwarzbart Kunden Hoffnung: „Ich gehe davon aus, dass es dort etwas Adäquates geben wird.“ Näheres könne er jetzt aber noch nicht sagen.