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Wort zum Sonntag: Unnütze Zeit

Pfarrer Schütz
Pfarrer Schütz

Mit der Zeit ist das ja so eine Sache. Wer hat schon genug davon? Es gibt ja so viel zu erleben, zu erledigen, die 24 Stunden eines Tages reichen dafür kaum aus. Selbst, wenn man ab und zu einen Tag geschenkt bekommt – wie dieses Jahr den 29. Februar – bleibt die Zeitnot in unserer Gesellschaft vorherrschend. Und das nicht nur bei denen, die mitten im Berufsleben stehen und zugleich Haushalt und Kinder jonglieren müssen. Auch diejenigen, die die Erwerbszeit hinter sich gelassen haben, treten heutzutage eher einen Unruhestand an als einen Ruhestand. Schließlich wollen sie die Zeit nutzen, die ihnen noch bleibt…

Dieses ausufernde Nutzenwollen ist an sich natürlich nicht schlecht. Und schon Paulus schreibt: „Kauft die Zeit aus!“ – also in etwa: „Nutzt die Zeit, die ihr habt, und vertrödelt sie nicht!“ Gleichzeitig steckt darin aber auch etwas Problematisches. Wer jedes Quäntchen seiner Zeit effektiv einsetzt, dem fehlt echte Frei-Zeit. Zeit, die ineffektiv, unnütz, mit schlichtem Nichtstun verbracht wird. Gerade solche Zeiten sind es aber, die es uns ermöglichen, aus der Routine auszubrechen, neue Ideen und Einfälle zu bekommen, zu entspannen im wahrsten Sinne des Wortes. So wahr das Pauluswort ist, so wichtig ist es, dem ein paar andere Verse aus dem Alten Testament an die Seite zu stellen: „Alles hat seine Zeit“, schreibt der biblische Autor, den wir heute „den Prediger“ nennen. Und dazu gehört eben auch: „Geschäftigsein hat seine Zeit, Nichtstun hat seine Zeit…“ Für die Sommerzeit, in der die Uhren ohnehin etwas anders laufen, , wünsche ich uns, dass wir es schaffen, einfach mal eine Zeitlang nichts zu tun. Zu ruhen und zu genießen. Von Gott selbst heißt es, dass er nach dem Mammutwerk, als er die ganze Welt an sechs Tagen geschaffen hatte, einfach mal einen Tag lang ausruhte. Nichts tat. Ruhte und genoss. Dass wäre doch mal ein gutes Vorbild für die Gestaltung unserer Zeit – finden Sie nicht?

 

 

Ihr Pfr. Ingo Schütz
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel