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Wort zum Sonntag – Heiterkeit

Wenn wir in eine Gruppe hineinkommen, erblicken wir verschiedene Gesichter. Es fällt sofort auf, dass einige freundlich gucken, andere angespannt, manche erschöpft, wieder andere richtig fröhlich. Neben den unterschiedlichen Situationen des Lebens, die uns unterschiedliche Gefühle abverlangen, gibt es eben auch verschiedene Typen von Menschen.

Was für ein Mensch sind Sie? Sind Sie ein heiterer Mensch? Lebensfroh? Oder eher ein Griesgram? Wann haben Sie in jüngster Zeit herzlich gelacht? Wir kennen das Wort heiter aus dem Wetterbericht: Da lacht die Sonne auf uns herab, es gibt aber auch einige freundliche Wolken am Himmel. Wenn der Himmel sich heiter zeigt, erhellt sich die Stimmung vieler Menschen. Heiterkeit hat viele Gründe. Einer mag das schadenfrohe Schmunzeln über ein Missgeschick sein. Ein wohlgelaunter, anregender Gastgeber kann die Atmosphäre einer Festgesellschaft verändern. Dann springt der Funke auf den ganzen Kreis über. Das Fest kann auch die fröhlich und heiter stimmen, die angespannt gekommen sind, die mit ihren Gedanken noch mit einem Arbeitsproblem beschäftigt waren.

Eine Wurzel der Heiterkeit ist der Glaube. Die Heiterkeit, die von Gott kommt, muss dem Theologen Dietrich Bonhoeffer eigen gewesen sein, der als Mitglied der politischen Widerstandsbewegung zur Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager saß, bevor er hingerichtet wurde, und von dem Mithäftlinge oft sagten, er träte aus seiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

Auch schon früher dichten Gesangbuchlieder: „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!“. Die Dichter der vergangenen Zeiten geben uns ihre Erfahrung weiter, dass das Leben – gerade auch in seinen schwierigen Zeiten – mit einem Lied auf den Lippen, mit einem Funken Freude im Herzen, mit einer heiteren Gelassenheit besser zu ertragen ist. Unsere Not wird dadurch leichter, wird erträglich. „O Mensch, bleib ruhig, bleibe heiter, denn Aufregung hilft auch nicht weiter“, rät schon eine Volksweisheit.

Derzeit wird groß Fasching gefeiert, Feste mit ausgelassener Heiterkeit. Wir in den christlichen Kirchen steuern auf die Passionszeit zu, auf den Leidensweg Jesu, die Zeit, bevor er sterben musste. Das scheint nicht zueinander zu passen, aber es passt eben doch zusammen. Denn Freud und Leid liegen oftmals nah beieinander. Georg Neumark dichtet 1657 in seinem Gesangbuchlied: „Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.“ Leid, Unglück und Trauer haben ihre Zeit, aber es kommt auch der Moment, in dem die Heiterkeit in unseren Herzen neuen Raum gewinnen möchte und wir sie abermals wachsen lassen können. Ich wünsche uns allen, dass die Heiterkeit immer wieder in uns Raum findet.

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,

Ev. Heilig-Geist-Gemeinde

Bad Vilbel – Heilsberg