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Wohnungssuche

Zwei, die sich verstehen: Silke Zuschlag ist gerne Integrationspatin für den syrischen Mediziner Abdallah Bakarat. Für ihn bittet sie jetzt um Hilfe.Foto: Kopp
Zwei, die sich verstehen: Silke Zuschlag ist gerne Integrationspatin für den syrischen Mediziner Abdallah Bakarat. Für ihn bittet sie jetzt um Hilfe.Foto: Kopp

Abdallah Bakarat ist ein Musterbeispiel für schnelle Integration in Deutschland. Doch jetzt steht der syrische Flüchtling vor einem großen Hindernis – und den Mühlen der Bürokratie. Seine Vilbeler Patin sucht deshalb Hilfe.

Bad Vilbel. Er spricht in vollständigen Sätzen, wenn auch noch nicht ganz flüssig. Und das nach gerade mal fünf Monaten in Bad Vilbel plus einem Monat im Auffanglager Gießen. Und er ist der erste Bad Vilbeler Flüchtling, der nun – ganz gegen seinen Willen – Freunde und auch die Stadt vor Probleme stellt, die bisher noch nicht anstanden. Denn er ist offiziell gar kein Flüchtling mehr.

Der Klinik-Urologe aus Aleppo hat mittlerweile eine befristete Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre. Für ihn ist aufgrund der Umstände in seinem Heimatland klar, dass er nun auch seine Familie nach Deutschland holen muss, um sie vor Elend und Zerstörung zu bewahren. Die dafür zuständige deutsche Botschaft in Beirut (Libanon) hat die Ausreise bewilligt, schon kommenden Monat kann er wohl seine Frau Manal Sarkeis (37), Sohn Antoine (16), Tochter May (14) und Sohn Rani (8) in die arme schließen. Darüber ist er natürlich überglücklich.

Doch nun kommen auf ihn ganz andere Probleme zu. In der ihm von der Stadt gestellten Flüchtlingswohnung kann er mit seinem neuen Status nicht bleiben. Er muss Platz machen für neue Flüchtlinge, die bald erwartet werden. Sie wäre ohnehin zu klein. Also ist er auf Wohnungssuche. Doch nun beißt sich die Katze in den Schwanz.

Um als bezahlter Arzt in Deutschland tätig sein zu dürfen, benötigt er eine deutsche Approbation. Die bekommt er mit unbefristeter Aufenthaltserlaubnis. Und die gibt es nur, wenn der 51-Jährige den in Hessen erforderlichen Sprachtest der Stufe C1 erfolgreich besteht. Das Gothe-Institut beschreibt Fertigkeiten der Stufe C 1 als „weit fortgeschrittenes Sprachniveau“.

Die Miete ist zu knapp

Wer in knapp einem halben Jahr schon so gut Deutsch kann und sich zudem Englisch selbst beigebracht hat, wird auch diese Hürde meistern. „Angemeldet bin ich schon, ich starte am 15. September an der VHS Frankfurt mit der Stufe A 2“, sagt er. Doch eine gewisse Zeit muss man auch Bakarat einräumen, um bis zu C 1 zu gelangen.

Solange ist er – wie deutsche Hartz-IV-Empfänger – von Zuschüssen des Jobcenters abhängig. Und damit auch von politisch beschlossenen Mietobergrenzen für dieses Klientel, die die Wetterau in vier Stufen einteilen. Bei einer fünfköpfige Familie sind in Bad Vilbel vier Zimmer für 570 Euro kalt oder 858 Euro warm vorgesehen.

„Ich habe Stunden telefoniert“, schildert Silke Zuschlag, Bereitschaftsleiterin beim Roten Kreuz, die sich des Mediziners als Patin angenommen hat und für Bakarat zur echten Freundin geworden ist. „Doch es ist nichts frei.“ Oder nichts bezahlbar. Die festgelegten Mietobergrenzen gehen vor allem in Bad Vilbel an der Realität vorbei.

Bakarat ist bescheiden, er weiß ja, dass er nach Erteilung der Approbation und erfolgreicher Jobsuche – solange will er, um sein Deutsch weiter zu verbessern, als hospitierender Gastarzt kostenlos im Krankenhaus arbeiten – ohne weiteres eine größere Wohnung beziehen kann. Er würde vorerst aber auch drei Zimmer oder gar weniger nehmen. „Doch hier spielen die Vermieter nicht mit, halten das für nicht überschaubar“, sagt Zuschlag.

Eine zweite Familie

In Bad Vilbel will Bakarat auf jeden Fall bleiben, „das ist schon Heimat geworden. Ich habe viele Menschen, die mir geholfen haben und zu meinen Freunden, meiner zweiten Familie geworden geworden sind.“ Und sein Cousin wohnt in Massenheim.

Bakarat gibt auch schon zurück. Beim Bad Vilbeler Markt war er dauerhaft mit den Rotkreuzlern ehrenamtlich im Einsatz, er bringt sich ein, wo er kann. Er interessiert sich für Kultur, findet die Burgfestspiele toll. In Syrien hatte er zwei Autos, hier keines. Der Wegzug von Bad Vilbel würde ihn aus seiner neuen Mitte reißen. Verloren hat er aber schon einmal alles.

Appell an Vermieter

Bad Vilbel. DRK-Bereitschaftsleiterin Silke Zuschlag bittet um Hilfe: Wer eine angemessene Wohnung hat und sie zum vom Kreis festgelegten Höchstpreis – wenn auch nur für einen Zeitraum von ein paar Monaten – an die Familie Bakarat vermieten will, meldet sich bitte per E-Mail ansilke.zuschlag@drk-badvilbel.de oder Tel. (01 73) 6 66 18 59. (kop)