Bad Vilbel. Katrin Skok wollte sich einen Traum erfüllen. »Siegfried_37« heißt das Projekt, das sie gemeinsam mit Mitstreitern in der Berliner Straße in Bad Vilbel umsetzten wollte, wie diese Zeitung berichtete. Das eigentumbasierte Wohnprojekt sollte klimafreundlich und nachhaltig sein. Der Plan war: Die Gruppe aus mehreren Familien mit Kindern baut gemeinsam ein mehrgeschossiges Haus mit barrierefreiem Eingang zur unteren Etage. »Jeder hat seine eigenen vier Wände, in die er sich zurückziehen kann.«
Der Fokus sollte allerdings auf der Gemeinschaft liegen. Es sollte einen Gemeinschaftsraum geben, ein Gästezimmer, das allen Parteien zur Verfügung steht. In der gemeinsamen Werkstatt im großen Garten soll zusammen gearbeitet werden. »Wir wollen uns auch mindestens einmal die Woche treffen.« Wichtig sei die Nachhaltigkeit des Wohnprojekts. »Wir wollen möglichst klimaneutral sein.«
Doch daraus wird nun nichts. »Leider können wir das alles nicht umsetzen«, sagt Katrin Skok. Der Frust und die Trauer sind ihr anzumerken. Der ganze Vorgang zu einem genehmigungsfähigen Bauantrag habe sich sehr lange hingezogen und sei nach wie vor nicht abgeschlossen, »so dass uns der erforderliche lange Atem schlicht und ergreifend ausgegangen ist.«
Skok hebt hervor, dass sie nicht nachtreten wolle. »Wir haben neun Monate lang versucht, mit der Genehmigungsbehörde in Kontakt und Abstimmung zu treten, um einen absehbar genehmigungsfähigen Bauantrag abzugeben.« Erst einige Monate später bei der ersten Ablehnung habe man die detaillierten Spielregeln erfahren. »Hier hätte uns eine frühe Klarheit und Transparenz über die Spielregeln sehr geholfen und das Verfahren wesentlich abgekürzt.«
Skok verweist auch auf die Stellplatzregelung der Stadt Bad Vilbel, die für Wohnungen ab 40 Quadratmetern zwei Stellplätze vorschreibt. »Wir hätten gerne weniger gehabt. Wir wollen bewusst auf diese Art von Verkehr verzichten«, berichtet sie.
»Auf Wunsch der Stadt hatten wir – aufgrund unserer guten Beziehungen in die Wohnprojektszene – vor 14 Monaten vier dokumentierte Möglichkeiten aus Oberursel, München, Wolfratshausen und Frankfurt einreichen können, die jedoch allesamt von dem Bauamt des Wetteraukreises verworfen wurden mit der Bitte, weitere dokumentierte Möglichkeiten vorzuschlagen.«
Rückenwind durch eine Gemeinde, die ein Wohnprojekt gerne realisieren möchte, fühle sich anders an. »Auch wenn der Bürgermeister sich nach Gesprächen mit uns immer konstruktiv dafür eingesetzt habe.« Hinzu seien auch die allgemeinen Umstände gekommen. »Zinskosten und auch Baukosten haben ihr Übriges getan, um den Glauben an eine Realisierbarkeit zu verlieren«, bedauert Skok. Sie findet es sehr schade. »Wir wollten eine Gemeinschaft aufbauen und in die Nachbarschaft hineinwirken. Es wäre das erste Projekt dieser Art in Bad Vilbel gewesen. Wir haben viel Zuspruch aus der Nachbarschaft bekommen.«
Stadt-Pressesprecher Yannick Schwander sagt: »Das war ein langer Prozess mit vielen Gesprächen.« Letztlich habe da auch das Kreisbauamt entsprechend eine Rolle gespielt. »Da wir da sehr wohlwollend agiert haben, ist es sicher nicht an uns gescheitert. Unsere Stellplatzordnung ist ja transparent einsehbar und wir können da nur abweichen, wenn eben eine Stellplatzablöse vereinbart und dieser auch zugestimmt wird.«
Skok hofft, dass es sich nicht um die letzten Versuche einer Gemeinschaft dieser Art gehandelt hat. »Es wäre sehr schade, denn sie sind klimaneutral und sorgen dafür, dass nicht jedes Haus an Investoren verkauft wird.« (wpa)
KategorienBad Vilbel