Karben. Federleicht wirken die Gedichte von Johanna Arlt und berühren dennoch tief. Vier Lyrikbände hat die Karbener Grundschullehrerin bislang veröffentlicht
Freundlich öffnet Johanna Arlt die Tür und führt den Besuch ins Wohnzimmer. Eine Lampe wirft warmes Licht über den Wohnzimmertisch, eine Kanne Tee steht bereit und auf dem Tisch stapeln sich Bücher. Sie tragen Titel wie „Auf die Lehrer kommt es an“ oder „Das Geheimnis der Kabbala“.
Ein Lächeln blitzt bei Johanna Arlt (57) auf, erhellt ihr Gesicht, das weich von kinnlangen dunklen Haaren umrahmt wird. „Sie müssten erst mein Arbeitszimmer sehen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich bade in Büchern“.
Die Welt des Wortes ist ihre Welt und die aufgestapelten Bücher zeugen von ihren Interessengebieten: Spiritualität und Pädagogik. In ihren Gedichten spürt sie der Schnittstelle „zwischen den Welten, des hier und drüben“ nach. Als Lehrerin verbindet sie praktisches Tun mit dem Bemühen, auch der Seele des Kindes Nahrung zu geben. „Bei Erwachsenen ist da viel zugeschüttet“, sagt sie und fragt in ihrem Religionsunterricht nach den Gefühlen der Kinder und ihren Wertvorstellungen.
Dass es im Leben mehr geben muss, als die Mühsal des Alltäglichen, darauf ist sie vor gut zehn Jahren gestoßen. Eine Lebenskrise gab den Anstoß, sich mit Fragen nach dem Verborgenen zu beschäftigen, nach der Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit, dem göttlichen Licht als Quelle des Lebens.
In ihren ersten Gedichten ist sie noch eine Suchende und Fragende, inspiriert vom Schöpfungsmythos der Kabbala. Zehn Jahre später haben ihre Gedichte oft etwas Tröstliches und machen Mut, sich dem Göttlichen anzuvertrauen. „Nahrung gibt dein Wort zu jeder Zeit an jedem Ort“ heißt es in wenigen Worten und Zeilen oder ganz einfach „W-Ort Gottes Ort“, an dem ich zu Hause bin“.
Johanna Arlt ist fasziniert von der Sprache und ihren verborgenen Dimensionen. Man kann sich von ihren Gedichten einfach mitnehmen lassen, dem Rhythmus der Worte und Zeilen folgen oder tiefer schauen. Dann entdeckt man die kunstvollen Wortschöpfungen, die immer auch eine doppelte Botschaft haben. Intensiv hat sich Arlt mit den Schriften des jüdischen Mystikers Friedrich Weinreb (1910 bis 1968) beschäftigt und dem „alten Wissen“ der „Kabbala“. Die darin versammelten Lehren jüdischer Rabbiner von der Doppelnatur alles Erscheinenden, ihre Zahlenmystik und die hebräische Sprache ist für Arlt eine Quelle der Inspiration.
Ihr Wissen gibt sie seit mehreren Jahren in dem Kurs „Das Geheimnis des Wortes“ weiter und ihre tief empfundene Spiritualität in ihren Gedichten. „Wenn mich etwas ganz stark bewegt, kommen die Worte, und ich muss sie aufschreiben“ sagt Arlt. Vor zehn Jahren floss ihr das erste Gedicht in die Feder und seitdem ist der Gedankenstrom nicht abgebrochen. Er hat sich in ihren vier Lyrikbänden kristallisiert, die alle um das Licht kreisen.
Derzeit arbeitet sie zwei Vorträge aus, die sie im Mai und Oktober auf Kongressen des „Förderkreises für Ganzheitsmedizin“ halten wird. Für die Kinder ihrer dritten Klasse hat Arlt eine Unterrichtseinheit ausgearbeitet, in der es um das „Geheimnis der Zahlen“ geht. So sollen sie auf spannende und neue Weise die Welt der Mathematik erfahren.
Lyrikbände von Johanna Arlt: 1999 „Kristall, Worte als Zeichen, spirtuelle Wegzeichen“, 2005 „Lichtstrahl aus ewiger Welt“, 2007 „Vom Licht erfüllt“, 2008 „Ich bin aus dem L-ich-t“. Die Trilogie ist im Deutschen Lyrik Verlag, Edition Anthrazit, erschienen.