Die Forderung nach Verquickung des B 3- mit dem Bahnausbau in Karben ist vom Tisch. Allerdings wollen die Stadtverordneten mit dem Land darüber sprechen, ob eine Straßentrasse neben der Bahnstrecke vielleicht den gordischen Knoten in Sachen B 3-Ausbau lösen könnte.
Karben. Ob das den B 3-Ausbau näher bringt? Zumindest könnte es für Karben eine Chance werden. Nach zwei Jahrzehnten Debatten über Umfahrungsvarianten wollen sich Karbens Politiker erstmals gemeinsam mit einer Trassenvariante „im Tal“ beschäftigen.
Die Fraktionschefs, die Landtagsabgeordneten von CDU und SPD sowie die Straßenplaner der Landesbehörde „Hessen Mobil“ (früher Amt für Straßen- und Verkehrswesen, ASV) sollen im Gespräch ausloten, ob eine Streckenführung entlang der künftig ausgebauten Bahntrasse möglich wäre.
Das vereinbarten die Stadtverordneten und legten einen Antrag der SPD zu den Akten, die gefordert hatte, B 3- und Bahn-Ausbau zu verquicken. „Ihr Antrag kommt zu spät“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Die Bahn hat immer signalisiert, dass sie keine Kompromisse eingehen will.“
Weil der Ausbau der Main-Weser-Bahn im finalen Genehmigungsverfahren steckt, für die B 3 aber noch nicht einmal eine Trasse festgelegt ist, würde eine Verquickung der Vorhaben den Bahn-Ausbau über Jahre verzögern. „Man mag kaum glauben, dass dieser Antrag von der SPD kommt“, sagt CDU-Fraktionschef Mario Beck. Bis vor wenigen Jahren habe sich die Partei gegen den B 3-Weiterbau ausgesprochen.
„Es wäre doch fatal, wenn eine Partei nicht auch einmal eine Meinung ändern könnte“, hält SPD-Verkehrsexperte Helge Gottschalk dagegen. Mit dem Bahn-Ausbau habe man „komplett neue Voraussetzungen“. Einen Änderungsvorschlag der Koalition aus CDU, FW und FDP lehnt die SPD aber ab: Die drei wollen zwar das Gespräch ermöglichen, zugleich aber die enge Umfahrung Okarbens ausschließen. „Dann droht eine 300 Meter lange Brücke über das Heitzhöfer Bachtal“, warnt Gottschalk.
Stadt führt Gespräche
So kramt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Jochen Schmitt einen Brief von SPD-Landtagsabgeordneter Lisa Gnadl aus dem vergangenen Dezember hervor, indem sie schreibt, es gebe „wohl schon erste Gespräche mit der Stadt“.
Die Gespräche bestätigt Bürgermeister Rahn: „Natürlich sind wir ständig im Gespräch mit dem ASV.“ Etwa darüber, wie doch eine weiträumige Umfahrung möglich wäre. Und auch über die Lösung von B 3 neben der Bahn? „Ja, eine Trasse neben der ausgebauten Bahnstrecke kann geprüft werden.“ Bloß fordere der SPD-Antrag das nicht. Das Spitzengespräch schlägt daraufhin Mario Beck als Kompromiss vor, alle stimmen zu.
Unverändert will Guido Rahn als Erstes die Nordumgehung realisieren und dann die B 3 zunächst zwischen Bad Vilbel und Karben vierspurig ausbauen lassen. Sonst drohe ein neues Verkehrschaos, wenn sich die Autos aus Friedberg, Nidderau und Karben bei Kloppenheim in die Quere kämen. Selbst die vierspurige Strecke brauche noch Jahre bis zum Baubeginn. Ein „Horrorszenario“, kritisiert Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich.
Und zwar von der SPD erzeugt, gibt Guido Rahn zurück: „Es gibt keine Planung für den vierspurigen Ausbau, weil es Kollegen ihrer Couleur damals verhindert haben.“
Sollten sie die B 3 neben die ausgebaute Bahnstrecke legen wollen, könnte aber ganz anderer Widerstand auf die Politiker zukommen: Eine solche Trog-Lösung für die Bundesstraße stößt bei Anwohnern auf heftigen Widerstand. Was sie seit Jahren immer wieder mit Protesten beteuern. (den)