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Wo Tracht noch lebendig ist

Trachten aller Art waren bei der Abschlussveranstaltung zu entdecken. Foto: Mag
Trachten aller Art waren bei der Abschlussveranstaltung zu entdecken. Foto: Mag

Bad Vilbel war Gastgeber beim »Hessentag der kleinen Leute«

Hessen ist das Bundesland mit den meisten Trachtenregionen. Europaministerin Lucia Puttrich findet es toll, dass die Kinder an den Wert der kulturellen Bekleidung herangeführt werden. Foto: Niklas Mag

Bad Vilbel. Traditionell findet im September vor dem Hessentag das Landeskindertrachtentreffen statt. Dieser »Hessentag der kleinen Leute« bringt Kinder aus dem ganzen Bundesland zusammen – in historischen Gewändern. Vor allem das große Abschlussfest sorgte bei den Vilbelern für Staunen, schließlich sind Trachten im Frankfurter Raum nichts Alltägliches.

Viele Gruppen sind gerade erst angekommen und tragen deshalb noch keine Trachten bei der Eröffnungsfeier im Kurpark. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, denn es sind trotzdem viele Trachtenträger zu entdecken. Die Sonne strahlt, die vielen Spielstände sind auf der Wiese aufgebaut, und langsam füllt sich der Platz vor der großen Bühne, als zwei junge Moderatorinnen in ihren historischen Gewändern sowie Europaministerin Lucia Puttrich (CDU) und Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) die Bühne betreten.

32 Trachtenregionen
Es gebe 32 verschiedene Trachtenregionen in Hessen, berichtete Putrich. Hessen sei damit das Bundesland mit den meisten Trachtenregionen. Sie finde es schön, dass Kinder an den Wert der kulturellen Bekleidung herangeführt werden – in einer Zeit, in der Menschen eher das Gefühl haben, ihre Wurzeln mehr und mehr zu verlieren.
Wie Bürgermeister Stöhr sagte, ging dem Fest eine lange Planungszeit voraus. Ein Arbeitskreis der Stadt musste außer dem Fest auch die Unterbringung von 400 Kindern aus dem ganzen Land organisieren. Sie sind mit ihren Vereinen und Gruppen angereist und kommen im Büchner-Gymnasium unter. In der Mensa der Schule werden sie mit Essen versorgt.

Ausgerichtet wird das Fest nicht nur von der Stadt Bad Vilbel, sondern auch von der Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) und dem Bund kultureller Jugend. Heute sind in der HVT 17 000 Mitglieder in 162 Gruppen organisiert. Eine davon kommt aus Wollmar. »Wir kommen aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und sind die nördlichste Gruppe«, sagte Gruppenleiter Mario Hausrath.
»Wir fahren jedes Jahr in die Hessentagsstadt zum Landeskindertrachtentreffen. Sonst sind wir natürlich auch viel unterwegs.« In diesem Jahr habe der Verein beispielsweise schon die Europeade besucht. Dabei handelt es sich um Europas größtes Folklore-Fest mit weit über 5000 teilnehmenden Gruppen. Dieses fand in der litauischen Hafenstadt Klaipéda statt. »Ich finde es ganz wichtig, junge Menschen an Traditionen heranzuführen und ihnen so zu zeigen, was wir in Hessen haben«, meint Hausrath.

In voller Montur
Außerdem werde im Verein die Gemeinschaft großgeschrieben. Im Raum Marburg-Biedenkopf wird die Marburger evangelische Tracht getragen, die im vergangenen Jahr zur bundesweiten Tracht des Jahres gekürt wurde. Die Gruppe aus Wollmar zieht sie für den sonntäglichen Festgottesdienst im Kurpark an, wie auch für die große Abschlussveranstaltung, zu der noch einmal alle Trachtengruppen in voller Montur zusammenkommen .

 

Nun erwartet die Vilbeler eine große Tanzvorführung. Die gesamte Fläche im Kurpark wird von den Kindern und Jugendlichen in historischen Gewändern eingenommen. Mit großen Augen schauen die Vilbeler Kinder zu, die Eltern zücken die Smartphones. Selten sind historische Trachten in so einer Fülle zu bestaunen, schon gar nicht in der Quellenstadt. Denn, wie Alexander Michel vom Bund kultureller Jugend bereits bei der Pressekonferenz sagte: »Bad Vilbel gehört zu den trachtenärmeren Regionen.« Umso schöner, dass die Kinder und Jugendlichen aus dem ganzen Land den rund um Frankfurt verloren gegangenen Traditionen wieder Leben eingehaucht haben.
Hessen ist das Bundesland mit den meisten Trachtenregionen. Europaministerin Lucia Puttrich findet es toll, dass die Kinder an den Wert der kulturellen Bekleidung herangeführt werden.  Fotos: Niklas Mag

Direkt nach der Eröffnung starten die Trachtengruppen einen Flashmob.

Trachten aller Art waren bei der Abschlussveranstaltung zu entdecken.
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