Karben. „Lieber heute als morgen“ wünschen sich die Karbener Sportvereine eine neue Sporthalle. Deshalb machen sie nun öffentlich auf ihr Problem aufmerksam: Die 20 Vereine mit ihren 7300 Mitgliedern leiden unter akuter Platznot. „Die ersten Mannschaften mussten sich schon auflösen“, warnt Martin Menn, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine (Arge Sport). Die Platznot grabe den Vereinen die finanzielle Basis ab.
„Wir haben als Vereine den Auftrag, mit einfachsten Mitteln ein sportliches, soziales und kulturelles Angebot auf die Beine zu stellen“, sagt Arge-Vize Jörg K. Wulf. „Diese Aufgabe können wir nicht aus eigenen Kräften lösen.“ Doch obwohl die Platzkapazitäten in den Karbener Hallen nicht mehr für die Trainings und Kurse der Vereine reichen, lehnte das Stadtparlament im August den Bau einer neuer Sporthalle neben dem Groß-Karbener Stadion an der Waldhohl zunächst ab. Kein Geld, hieß es aus den Fraktionen.
Mit dem Nein geben sich die Sportvereine aber nicht zufrieden. „Wir brauchen die Halle schnellstmöglich“, sagt Wulf. So hätten bereits der Volleyballnachwuchs aus dem Spielbetrieb genommen und eine Badmintonmannschaft gänzlich aufgelöst werden müssen, berichtet Menn, Chef der TG Groß-Karben. Dem KSV Klein-Karben droht eine Zwangspause bei den Turnkursen: Weil die Selzerbach-Schulturnhalle gerade saniert wird, wichen die Turner in den Saalbau Schneider im Rendeler Hof aus. Das Heizen des Saals kann sich der Verein aber nicht leisten, berichtet Vereinschef Wulf. Weshalb die Kurse ab Ende September in die Zwangspause geschickt werden müssen. Die Vereine stecken in einer Zwickmühle: Fehlen die Kapazitäten, müssen Kursangebote zurückstecken. „Ohne neue Angebote können wir aber keine neuen Mitglieder werben“, erklärt Martin Menn. „Deren Beiträge sind nötig, um die laufenden Kosten zu finanzieren.“ So könnten die Vereine den Bedarf in Bereichen wie „Sport und Integration“, Seniorensport oder „Sport und Gesundheit“ nicht decken. „Das stört die Vereine nachhaltig in ihrer Entwicklung“, warnt Menn.
Verschärft werde die Situation, weil die Vereine zunehmend von den Schulen aus den Hallen verdrängt werden. Beispiel Kurt-Schumacher-Schule: „Paradiesisch“ seien die Zeiten vor Einführung der gymnasialen Oberstufe gewesen, als die Vereine die Sporthalle ab 15 Uhr nutzten, erinnert Wulf. Inzwischen brauche die Schule die Halle über 17 Uhr hinaus.
Die vom Parlament beschlossene Lösung, erst das Funktionsgebäude fürs Stadion zu bauen und später eine Halle daneben zu setzen, „das ist der falsche Ansatz“, sagt Menn. „Anders herum wird ein Schuh draus.“ Als gemeinsamer Bau könne das Projekt viel günstiger werden. Mit 1,7 bis 1,8 Millionen Euro rechnen die Vereine für eine Dreifeldhalle. Allein 350 000 Euro soll das Funktionsgebäude kosten. Nun warten die Vereine darauf, Post aus dem Rathaus zu bekommen, wie denn das im August vom Parlament beschlossene Einbinden der Vereine bei der Planung genau aussehen soll. Dann haben sie schon ein Angebot: Sie würden sich noch etwas länger mit dem Provisorium im Stadion ohne Funktionsgebäude zufrieden geben. „Wenn es Perspektiven gibt“, sagt Jörg K. Wulf, „ist die jetzige Situation für ein weiteres Jahr oder zwei hinnehmbar.“ (den)