Wetteraukreis. Wenn es um Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen geht, kann diese Frage gar nicht oft genug gestellt werden: »Wie viel ist zu viel?« Experte Gerhard Rauschenberg vom Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe Wetterau kann diese Frage beantworten. Gerade in der Corona-Zeit sei der Medienkonsum bei Kindern ein wichtiges Thema. Rauschenberg hat bereits Online-Vorträge zum Thema gehalten und ist dabei auf eine große Resonanz gestoßen.
Landrat Jan Weckler, der bei den Vorträgen ein Grußwort sprach, wundert sich nicht über die große Nachfrage: »Medienkonsum und digitale Kompetenz ist nicht erst seit der Pandemie beruflich wie auch privat ein wichtiges Thema. Durch Corona wird dieser Trend beschleunigt.«
Weckler selbst berichtet von seinen beruflichen Erlebnissen: »Noch im März 2020 war es etwas Besonderes, mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Wetterau eine Telefonkonferenz abzuhalten, um sich dort zu verständigen. Inzwischen sind in vielen Bereichen auch Videokonferenzen ein eingeübtes Format, das den meisten vor einem Jahr noch völlig unbekannt war.«
Genauer Blick auf Tagesablauf
Genau diesen Unterschied beschreibt auch Experte Rauschenberg in seinem Vortrag. Eltern sollten das Mediennutzungsverhalten differenzieren. So war der Medienkonsum vor Corona oft Teil der Freizeitgestaltung, egal ob bei Computerspielen oder in den Sozialen Medien. Inzwischen dienen Medien den Jugendlichen jedoch neben Freizeitaktivitäten auch zur Kommunikation mit Freundinnen und Freunden und dem gemeinsamen Austausch. Der Computer werde beim Homeschooling und beim Lernen gebraucht, und auch die Sportangebote fänden digital statt.
Rauschenberg gibt erste Tipps: Er empfiehlt Eltern zuerst einmal zu schauen, wie viel Medienkonsum überhaupt möglich ist. Hierfür sollen Väter und Mütter einen typischen Tag ihres Kindes in Stunden aufschreiben: Also zum Beispiel acht Stunden Schlaf, acht Stunden Schule, Familienzeit, Ernährung, Sport und weiteres. Die am Ende übrigen Stunden können maximal für die Mediennutzung eingeplant werden. Hierzu gibt der Referent weitere Tipps und zeigt Tricks, wie man den Medienkonsum gestalten könne.
»Für alle Eltern gilt jedoch: Kommunikation mit und Vertrauen in das eigene Kind sind wichtigste Instrumente. Nur so kann Mediennutzung gemeinsam gelingen«, sagt Rauschenberg.
Ob der Medienkonsum zu viel sei, könne man nicht pauschal erkennen. Wenn sich jedoch über Wochen das Verhalten des Kindes stark verändere, gebe es Handlungsbedarf.
Bei weiterem Informations- oder Beratungsbedarf können sich Eltern an das Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe, Telefon (06031) 72100, oder die Erziehungsberatungsstelle Wetterau, Telefon (06031) 833636, wenden. (zlp)