Karben. Während andere Karnevalsvereine am 11.11. um 11 Uhr 11 die fünfte Jahreszeit einläuteten, haben die Aktiven der Weiberfastnacht Karben das Datum genutzt, um ihre Kampagne coronabedingt abzusagen. Vorsitzende Silke Widmann hat vollstes Verständnis für die Entscheidung der Mitglieder.
An den Sommer denkt Silke Widmann gerne zurück. Die Vorsitzende der Weiberfastnacht Karben (WFK) organisierte mit anderen Vereinsmitgliedern ein Treffen auf dem Gelände des Jukuz. Auf die ausgefallene Kampagne 2021 folgt das sommerliche Wiedersehen. »Es war so schön, alle mal wieder zu treffen. Das Zusammenkommen war der Ersatz für unseren Vereinsausflug«, berichtete sie. Die Hoffnung im Sommer war groß. Im Winter sollte das »Karbe helau« wieder Einzug erhalten. Doch statt vollgepackten Sälen heißt es auch in diesem Winter wieder: Kontakte meiden und zu Hause bleiben.
2G und 3G
waren keine Option
Bei der Weiberfastnacht Karben trafen diese Entscheidung die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung im Oktober. »Wir haben die Optionen vorgestellt. 2G kam für uns nicht infrage. Ein ›Alles wie vorher‹ erschien uns der Lage nicht angemessen«, berichtete Widmann. Die Mitglieder stellten sich auch die Frage, wie und ob Faschingssitzungen angenommen werden würden. Widmann: »Wir haben für uns entschieden, dass auch 3G mit all den Auflagen nicht umsetzbar ist.«
Schließlich seien Tests zu diesem Zeitpunkt auch noch kostenpflichtig gewesen. »Außerdem haben wir einige aktive Mitglieder, die über 60 oder 70 Jahre alt sind.
Deshalb haben sich die Mitglieder für eine Absage der Kampagne entschieden«, führt Widmann aus. »Verkündet haben wir das am 11. 11. um 11 Uhr 11 – um wenigstens ein bisschen in Faschingsstimmung zu kommen.«
Mit der Absage war die Weiberfastnacht mit der erste Verein aus der Wetterau, der seine kommende Kampagne abgesagt hat. Mittlerweile haben es ihm einige Karnevalsvereine gleichgetan. »Wir fühlen uns in der Flut der Absagen von allen möglichen Veranstaltungen bestätigt«, sagt Widmann.
Es sei richtig gewesen, diese Entscheidung so früh zu treffen, »bevor es in die heiße Phase geht«, sagte sie. »Dann müssen Orden bestellt werden, die Planungen werden intensiviert. Die Gruppen gehen in die finale Phase. »Man kann derzeit kaum planen, was in der kommenden Woche passiert, wie sollen wir dann eine Kampagne organisieren?«
Die Weiberfastnacht Karben gibt es seit fast 40 Jahren. »Ein eigener Verein sind wir seit 2013«, sagt Widmann. Vorher war die Gruppe Teil der KSG Groß-Karben. Die Zusammenstellung der 40 Frauen beschreibt sie als »bunt gemischt«. Bei den Fresh Girls tanzen Frauen von 18 bis Ende 20. Bei der Ranzengarde geht’s über die 60. »Hoffen wir mal, dass wir im kommenden Jahr wieder gemeinsam auf die Bühne dürfen.«
Im vergangenen Jahr haben sie sich bei der Weiberfastnacht Karben etwas Besonderes für die ausgefallene Kampagne überlegt und ein Video als Ersatz für die Sitzung gedreht. »Das fanden wir dieses Jahr aber zu langweilig«, sagt Widmann.
»Wir haben überlegt, ob wir vielleicht eine andere Veranstaltung im Sommer organisieren, aber der Veranstaltungskalender bei der Stadt ist prall gefüllt.« Man wolle lieber mithelfen, als für Konkurrenz zu sorgen. »Vielleicht finden wir da ja unseren Platz«, hofft Widmann.
Und bei aller Sachlichkeit in der Entscheidung blickt Silke Widmann natürlich auch etwas traurig auf die kommenden Wochen und Monate. »Normalerweise würden wir in die heiße Phase gehen. Jetzt fällt all das wieder aus«, bedauert sie. Man dürfe auch traurig sein. Denn: »Bei allem Verständnis und aller Logik ist man am Ende immer noch Mensch.«
Von Patrick Eickhoff