Veröffentlicht am

Wie wär’s mit einem sauberen Erlenbach?-Leserbriefe

In einem Leserbrief an diese Zeitung macht Peter Paul aus Massenheim kritische Anmerkung zur hygienischen Situation im Erlenbach:

Schon einmal, 1981, wurde seinerzeit vom RP-Darmstadt ein Wasserentnahmeverbot aus dem Erlenbach zur Beregnung landwirtschaftlicher Kulturen verhängt. Ursache hierfür war die zur damaligen Zeit hoffnungslos überlastete Kläranlage in Ober-Erlenbach, die nur sehr unzureichend geklärtes Abwasser in den Erlenbach einleitete. Ab Ende der 1980er Jahre verbesserte sich durch Ausbauarbeiten an der Kläranlage, an der das gesamte Erlenbachtal,von Neu Anspach bis Bad Homburg/Ober-Erlenbach seine Abwässer behandelt, deren Leistungsvermögen und somit in der Folge die biologische, chemische und hygienische Gewässergüte des Erlenbaches.

Technisch wäre das Problem der Keimbelastung einfach und umweltfreundlich zu lösen, indem das geklärte Abwasser vor der Einleitung in das Gewässer, über eine UV – Belichtungsanlage, mit einem UV – Brenner der Wellenlänge 200 – 400 Nanometer, geleitet und somit weitestgehend keimfrei gemacht würde. Dies funktioniert ganz ohne Chemie und wäre auch den betroffenen Landwirten zu empfehlen. Leider sind solche Anlagen nicht vorgeschrieben und werden daher auch nicht eingesetzt.

Ein weiteres Problem sind die Regenüberläufe aus der Mischwasserkanalisation (Abwasser und Regenwasser werden in einem Kanal abgeleitet), die bei Starkregen verdünntes, unbehandeltes Abwasser in den Erlenbach ableiten, um die Kläranlagen Ober-Erlenbach und Bad Vilbel zu entlasten. Hier wäre durchgängig die Errichtung von Regenüberlaufbecken zu fordern, die das Abwasser/Regenwassergemisch sammeln und nach dem Regenguss wieder sukzessive dem Kanal zuführen. Leider sind die Regenüberläufe ohne Regenüberlaufbecken nach wie vor Stand der Technik, auch wenn deren hygienische Situation eher einem Dritte Welt Land entspricht.Es kann somit davon ausgegangen werden, dass über kurz oder lang, in nahezu allen Fließgewässern EHEC Bakterien zu finden sein werden.

Panikartige Reaktionen, wie bei der offensichtlich übereilten Absage der Schulfeier in Nieder-Erlenbach sind sicherlich nicht angeraten, es wäre jedoch einmal an der Zeit, darüber nachzudenken, ob nicht eine grundlegende Verbesserung der hygienischen Situation im Erlenbach zu erreichen wäre. Denn auf Dauer ist es weder sinnvoll, noch möglich den Kindern jeglichen Zugang zum Erlenbach zu verbieten. Ebenso wird es kaum dauerhaft möglich sein, generell auf das Bewässern der landwirtschaftlichen Kulturen aus dem Erlenbach zu verzichten, auch wenn bei dieser Gelegenheit einmal hinterfragt werden sollte, ob es notwendig und zulässig ist, bei extremen Niedrigwasserständen, Wasser aus dem Erlenbach zu pumpen.

Peter Paul, Bad Vilbel