Karben. Der Wertstoffhof im Gewerbegebiet in Klein-Karben ist zu klein geworden. Erweitert werden kann er an dieser Stelle aber nicht mehr. Nun hat die Stadt einen alternativen Standort gefunden.
Als die coronabedingte Schließung des Recyclinghofes im Gewerbegebiet endlich beendet war, stürmten die Massen los. Denn viele hatten den Lockdown dazu genutzt, zu modernisieren oder einfach mal auszumisten. Entsprechend lang waren die Autoschlangen. »Wartezeiten von einer Stunde waren an der Tagesordnung«, sagte Bürgermeister Guido Rahn in der Stadtverordnetensitzung.
Doch schon vor der Pandemie erfreute sich der Karbener Wertstoffhof am Rande des Gewerbegebietes allergrößter Beliebtheit. Vor allem an Samstagen kamen die Massen. Nach und nach waren die Öffnungszeiten erweitert worden, doch vergebens. Es ging und geht immer noch langsam voran, die Autoschlangen sind erheblich.
Größerer Hof
Die Verantwortlichen spielen schon lange mit dem Gedanken, den Hof in der Max-Planck-Straße um bis zu 300 Quadratmeter zu erweitern. Allerdings wird daraus nichts. Die Kreisbehörden haben der Stadt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Grund ist der Naturschutz. Das Gewerbegebiet grenzt nämlich an naturschutzrechtlich sensible Bereiche der Nidda-Aue. Kreissprecher Michael Elsaß betont, im Rahmen der Anhörung der Träger öffentlicher Belange für den B-Plan für das Gewerbegebiet sei die Stadt Karben von der Unteren Naturschutzbehörde darauf hingewiesen worden, dass es sich bei dem Gebiet um den Wertstoffhof herum um das »Vogelschutzgebiet Wetterau« und das »Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Wetterau« handelt. Das Vogelschutzgebiet sei ein Natura-2000-Gebiet.
Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie errichtet wird. Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter, wild lebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. »Wenn man in das Natura-2000-Gebiet eingreifen will, müsste die Stadt vorab eine Natura-2000-Verträglichkeitsprüfung machen«, sagt Elsaß.
Statt sich mit dem notwendigen langwierigen Verfahren zu befassen, suchte die Stadt nach einem Alternativstandort. Sie hat ihn im Okarbener Gewerbegebiet Am Spitzacker gefunden.
Acht Hektar groß
Dafür haben die Stadtverordneten bei einer Enthaltung die erste Änderung des B-Plans »Spitzacker« beschlossen bzw. das Verfahren in Gang gebracht. Das gesamte zu überplanende Gebiet hat eine Größe von acht Hektar, gut zwei Hektar davon ist die Erweiterungsfläche. Das Gebiet erstreckt sich von dem neuen Teil des Gewerbegebiets hinter den Neubauten der Straße Am Häuserbach bis zur Bahnlinie und der Straße Am Spitzacker. Die Stadt habe nördlich des Gärtnereibetriebes Decher ein Grundstück erwerben können. Dorthin soll der Wertstoffhof verlegt werden. Während das Bebauungsplanverfahren läuft, soll ein Planer einen Vorentwurf für den neuen Wertstoffhof anfertigen.