„Warum lässt Gott das zu“? Es war die uralte und trotzdem immer wieder aktuelle Frage, die die Jugendlichen stellten. Nach Ostern waren wir mit einer Gruppe aus zwei evangelischen Kirchengemeinden auf einem Seminar, um mit den Jugendlichen über ihren Glauben zu reden und sie dadurch auf die Konfirmation vorzubereiten. Dabei kam auch die Frage, warum Gott so manches zulässt: das Erdbeben in Japan, aber ebenso auch den frühen Tod von uns nahe stehenden Menschen.
Es waren meist keine theoretischen Überlegungen, sondern sehr persönliche Fragen. Aber was antwortet man darauf? Dass Gott mitleidet und uns beisteht? Dass er uns Menschen die Freiheit lässt, sich für oder auch gegen ihn zu entscheiden? Dass wir vieles auch nicht erklären können? Ja, das alles antwortet man und manchmal bleibt es eine theoretische und fremde Antwort. Dann haben wir Ausflüge zu diakonischen Einrichtungen gemacht: Häuser, in denen Obdachlose leben können; Einrichtungen, die Aidskranke zu Hause pflegen oder Wohngemeinschaften, die versuchen, ehemals Süchtige wieder ins Leben zurückzuführen. Dort arbeiten Christen und Christinnen, manchmal ehrenamtlich oder schlecht bezahlt, mit Menschen, die das nicht immer dankbar annehmen, die nicht mehr gesund werden können oder die rückfällig werden.“ Warum machen sie das?“ war die häufigste Frage und die Antworten haben uns allesamt beeindruckt.
„Weil Gott alle Menschen liebt. Weil jeder Mensch das Recht auf ein würdiges Leben hat. Weil ich etwas kann, was hier gebraucht wird. Weil Jesus gerade auf die zuging, die am Rande standen und ich möchte es ihm nachmachen.“ Den Konfirmanden blieben diese Begegnungen sehr eindrücklich in Erinnerung. Sie waren danach dankbar, dass es ihnen so gut geht. Sie waren davon abgeschreckt, was Menschen sich selbst alles antun können und sie waren beeindruckt von der selbstverständlichen und liebevollen Art der Mitarbeitenden. Für mich war ihre Reaktion übrigens wieder eine Bestätigung, dass es mit „der Jugend nicht immer schlimmer wird“. Unsinn. Wie eh und je sind sie Anlass für Sorgen und viel Hoffnung.
Spätestens da ist klar geworden, dass die Frage, warum Gott Leid zulässt, nichts ändert, aber auch gar nichts. Ich glaube, dass wir uns diese Frage stellen dürfen und manchmal müssen. Aber wir sollten daran nicht hängen bleiben. Viele wichtiger ist, wenn daraus die Überlegung wird, welches Leid ich verändern kann. Alles Leid der Welt mit Sicherheit nicht, aber irgendwo können wir allemal etwas zum Guten verändern. Man muss nur anfangen.
Ihre Pfarrerin Ulrike Mey,
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel