Naturfreunde logieren eine Königin samt Volk in einer Klotzbeute ein
Bad Vilbel. Norbert Nakoinz, Vorsitzender der NaturFreunde Bad Vilbel, wurde unerwartet Zeuge eines beeindruckenden Naturschauspiels. Er war gerade auf dem Vereinsgelände im Hexenloch aktiv als es plötzlich laut wurde. »Ich dachte zuerst, dass der Krach von einem Gartengerät verursacht wird«, berichtet er. Da das Brummen immer lauter wurde und anhielt, begab er sich auf die Suche nach der Quelle. Fündig wurde er in einem Apfelbaum. Dort hatte sich an einem Ast eine Bienenkönigin auf Schwarmflug mit einem Teil ihres Volkes niedergelassen.
Ausgezogen oder wie die Fachleute sagen »gefallen« war sie aus einer der fünf Bienenkisten auf dem Gelände. Der Honigbienenschwarm bildete rund um seine Königin eine große Traube, um sie beschützen.
Für drei Tage Proviant
Norbert Nakoinz verständigte Holger Hinrichsen und Monika Henß, die die Bienengruppe der Naturfreunde leiten, und den Karbener Bienenbotschafter Antonio Gurliaccio. Das Trio informierte, dass in den Monaten April bis Juli in einem Bienenstock oft eine zweite Königin schlüpft. Daraufhin fliegt die alte Bienenkönigin mit einem Teil ihres Volkes, das können bis zu 20.000 Bienen sein, auf der Suche nach einer neuen Behausung aus. Die ausschwärmenden Bienen nehmen für den Flug Honig für drei Tage als Proviant mit.
Das Schwärmen ist zwar ein wichtiger Vorgang für die Vermehrung der Bienenvölker, aber bei Imkern wegen des Verlustes von einem Teil des Bienenvolkes samt Honig nicht gern gesehen. Um den Schwarm einzufangen stieg Norbert Nakoinz auf eine Leiter und besprühte die Schwarmtraube mit Wasser. Dadurch fliegen die Bienen nicht mehr so schnell auf. Er holte den Schwarm vom Baum, indem er den Ast abschnitt. Dann wurden die Bienen vorsichtig in eine Schwarmkiste geschüttelt. In dieser transportierte die Gruppe den Bienenschwarm auf das nahegelegene Wiesengrundstück. Dort stand eine vom Karbener Bienenbotschafter zuvor aufgestellte Klotzbeute. Hier sollte der Schwarm auf Wunsch der NaturFreunde einziehen.
Der Einzug
Mit einem Bienenfeger unterstützte Antonio Gurliaccio vorsichtig das Einlogieren sprich »Einschlagen« des Bienenschwarms in die Klotzbeute, nachdem er sie aus der Schwarmkiste geschüttet hatte. Die Bienen verharrten auf dem mit einem Tuch ausgelegten Brett. Dann begannen einige reflexartig nach oben zu laufen. Dieses »Einlaufen lassen« ist eine besonders schonende Art einen Bienenschwarm in sein neues Zuhause zu bekommen. Sobald die ersten Honigbienen das Flugloch entdeckt hatten, gaben sie ihren Schwestern ein Pheromon-Signal auch »Sterzeln« genannt. Mit diesem zeigten sie ihrer Königin und ihren Schwestern den Weg ins neue Heim. Auf das Kommando hin setzte sich der Schwarm in einer beeindruckenden Prozession zu Fuß in Bewegung und krabbelte zielstrebig in sein neues Zuhause.
»Drei Wochen später hatten die fleißigen Nektarsammlerinnen bereits große Waben gebaut und Honig eingetragen. Und es gab auch Brut zu bestaunen«, berichtet NaturFreunde-Pressesprecherin Andrea Halling.