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Wenn der Hase auf den Hund kommt

Dass die Fraktion der Grünen im Stadtparlament sauer ist, reißt keinen vom Hocker, die sind schon so oft sauer gewesen, manchmal sogar mit Grund. Die neue zweiköpfige Grünen-Fraktion – eine Abspaltung – ist jetzt auch sauer, stocksauer, gurkensauer.

„Welche Projekte deutscher Kommunen mit chinesischen Investoren im Volumen eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrags (oder mehr) sind dem Magistrat bekannt, die wie geplant oder erfolgreich verlaufen sind?“ wollten sie in der jüngsten Parlamentssitzung vom Magistrat wissen.

Doch statt einer Antwort hörten sie angeblich nur einen Reisebericht feuilletonistischer Natur, dazu gab es Ansichten über die Strände von Linyi sowie Betrachtungen von „tiefer philosophischer Bedeutung“, wie der Grüne Christopher Ralph Mallmann dem politischen Gegner immerhin lobend attestiert.

Mit solchem Reiskuchen wollen sich die Neogrünen aber nicht abspeisen lassen und wiederholen ihre Anfrage in der nächsten Sitzung, kündigten sie an. Und im Begleittext nimmt Mallmann unerschrocken auch kein Blatt vor den Mund, sondern greift kurzangebunden auf den Hund zurück und fordert im Klartext: „Eine klare und kurze Antwort ist gewünscht und, falls der Magistrat keine erfolgreichen kommunalen Projekte kennt, einfach zu formulieren. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass wir nach kommunalen Projekten fragen, denn da liegt der Hase begraben und ein mögliches Risiko“. So weit die Worte der neogrünen Schrift!

Wir schlagen jetzt dem Magistrat vor, ergänzend zur touristischen und philosophischen Unterweisung diesmal in die Antwort eine Explikationspassage zur Verteidigung und Rettung der deutschen Sprache einzuflechten, denn es erstaunt schon, warum die Neogrünen in ihrem China-Text überraschend als Pointe den armen Hasen aus der Schiebermütze zaubern und ihn statt des Hundes in einem Satz begraben, wo doch der Hase statt unter der Erde oder auf dem Papier verscharrt zu sein, viel lieber im (grünen) Pfeffer liegt – jedenfalls rein sprachlich betrachtet. Mit anderen Worten, dass die Bad Vilbeler Splittergrünen nicht gleich auf den gängigen Hund gekommen sind, sondern stattdessen den Hasen aus dem Zylinder zerrten, beunruhigt und bereitet uns schlaflose Tage, klingt der Satz vom begrabenen Hasen doch fast schon chinesisch.

Wollen die Grünen auf ihrem China-Feldzug uns abschaffen und die deutsche Sprache mit einem Schuss ins Schwarze erlegen? Das wäre bedauerlich, gingen doch unsere schönsten deutschen Sprichwörter verloren: Ein Hund kommt selten alleine. Oder: Morgenhund hat Politik im Mund. Dann schon lieber Perlen vor die Hunde werfen. Oder eben Hasen! (sam)