Bad Vilbel. Der Wald und die Bad Vilbeler Lokalpolitik werden wohl so schnell keine Freunde mehr. Seit zwei Jahren kocht das Dauerthema immer wieder in unregelmäßigen Abständen hoch. So auch erneut in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung.
Die Grünen stellten dort einen Antrag auf Prüfung geeigneter Flächen im Stadtwald, um diese in einen Naturwald umzuwidmen. Peter Paul sagte: »Weniger Nutzung bedeutet, dass der Wald dichter wird. Weniger Sonne kommt auf den Boden.« Das wäre auch gute Außenwerbung für die Stadt Bad Vilbel.
In der Nachbarstadt Karben oder am Edersee würde man das ebenfalls so handhaben. »Es finden sich in Naturwäldern fünf bis sechsmal mal so viele naturwaldtypische Strukturen wie Baumhöhlen, Blitzrinnen, Risse, Totholz, Baumpilze pro Hektar, auf die viele Tier-, Pilz- und Pflanzenarten angewiesen sind.« Norbert Schmidt (AfD) hatte für diesen Antrag kein Verständnis. Die Versammlung lief zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zwei Stunden. »Mir läuft so langsam Blut aus dem Ohr. Es ist das dritte Mal, dass dieser Antrag immer in geänderter Form eingebracht wird. Alles wurde zigfach abgelehnt. Ich kann es nicht mehr hören.«
Sabina Eberlein (Grüne) sagte, dass das Thema Naturwald erstmals auf der Agenda stehe. »Die Biodiversität ist bei einem Naturwald viel höher.«
Bernd Hielscher (SPD) zeigte sich verwundert über den Antrag. »Warum wird dieses Thema nicht in der Kommission diskutiert?« fragte er in die Runde der Stadtverordneten. Er zitierte anschließend Klaus Minkel. Man habe in den vergangenen 40 Jahren bewusst auf die Fichte als Brotbaum verzichtet und 30 bis 40 Jahre früher als andere auf die natürliche Verjüngung gesetzt.
Tobias Utter (CDU) betonte, ein Vergleich mit dem Wald am Edersee überhaupt nicht zielführend sei. »Der Bad Vilbeler Wald ist dafür viel zu klein.«
Der Antrag der Grünen wurde bei Zustimmung von ihnen und dem fraktionslosen Michael Wolf von CDU, SPD, FDP und AfD abgelehnt. (wpa)