Bad Vilbel. „Zehn Jahre sind genug“, teilte Stadtkapellendirigent Thomas Mohr seinen Freunden mit. Am 10. April 2011 gibt er im Dortelweiler Kulturforum beim Frühjahrskonzert der Stadtkapelle seinen Dirigentenstab an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger weiter. Er wird danach nicht mehr den Ton des Hauptorchesters angeben, sondern an dessen Sound als einer von 56 Musikern (Schlagzeug, Posaune) mitwirken.
Thomas Mohrs Karriere in der Stadtkapelle begann 1975 als Schlagzeugschüler bei Ralf Spiegler. Danach lernte er Posaune spielen bei Heinz Briegel. Seine Dirigentenprüfung bestand er 2000 beim Hessischen Musikverband. Bereits beim Herbstkonzert am Sonntag wehte ein Hauch von Abschied durch den Kurhaussaal. Zum letzten Mal dirigierte Thomas Mohr dort die Stadtkapelle wie Ralf Spiegler den überraschten Fans mitteilte.
Bedingt durch die Herbstferien verjüngten Nachwuchskräfte die Reihen der erfahrenen Musiker. Und nutzten ihre Chance. Ihr Debut auf der Bühne gaben mit „Little brown jug“ Schlagzeugerin Gerda Fry und Trompeter Domenic Zimmermann (13) aus der Bläserklasse. Sein drei Jahre älterer Bruder Dennis spielte alle Tenorsaxofonsoli. Ihr Talent als Sängerin stellte Melanie Weber aus Dortelweil unter Beweis. Sie sang „You raise me up“ („Du beflügelst mich“) von Josh Groban.
Mit ihrem bunten Melodienmix beflügelten die Musiker ihr Publikum im voll besetzten Saal. Die Zuhörer klatschten ausgelassen im Takt der Musik und bedankten sich nach jedem der 15 Programmtitel beim Orchester mit anhaltendem Beifall. Aus der Unterhaltungsmusikbranche erklangen Titel wie „Voices“ (Stimmen), der Stepptanz-Reißer „Lord of the dance“ oder Potpourri wie „Eine Reise ins Glück“. Letzteres erklang im Stil von „Captain Cook“ mit sechs singenden Saxofonen.
Das Solo für Tenorhorn „Ernst im Allgäu“ blies im Kurhaussaal Nicola Jakoby auf ihrem Euphonium. An den letzten Urlaub in Italien erinnerten die Musiker mit dem Potpourri „Canta Napoli“ und „Il Briccone“ (Die Spitzbuben). Voll auf ihre musikalischen Kosten kamen die Fans beschwingter Marschmusik. Gespielt wurde mit dem „Florentiner Marsch“ Julius Fucíks 1907 fertiggestellter, bekanntester und schönster Marsch. Nicht fehlen durften die Instrumentalpolka „Böhmischer Traum“ und der als Zugabe gespielte alte Marsch „Hoch Heidecksburg“.
Sein Talent als Entertainer stellte Ralf Spiegler erneut singend und pfeifend mit dem Frank Walz-Titel „Rheinische Gemütlichkeit“ und „Auf der Vogelwiese“ unter Beweis. Mit der berühmten Arie „Nessun Dorma“ (Keiner schlafe!) des Prinzen Kalaf aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini verabschiedete sich Dirigent Thomas Mohr und die Musiker der Stadtkapelle von ihrem Publikum im Kurhaus.