„Wir beginnen die Besprechung mit einem geistlichen Einstieg.“ So hatte ich mir vor kurzem den Anfang einer Sitzung gedacht. Als ich jedoch ein paar lange Gesichter sah, die mir sagen wollten: „Nach einem langen Arbeitstag muss so etwas Anstrengendes jetzt wirklich sein?“ musste ich erst einmal schlucken. Irgendwie hatte ich wohl die falschen Worte getroffen. Denn als ich diesen Satz zurück zog und dafür sagte: „Jetzt machen wir zuerst Wellness für die Seele!“, erhellten sich die Gesichter und die Lust war auf einmal da, sich auf den Bibelvers einzulassen und mit anderen darüber zu reden.
Und schon begannen wir mit der Massage für die Seele: Blockaden und Schmerzen wurden wahrgenommen, die manche Mitarbeitende mit religiösen Themen hatten. Wir lösten sie gemeinsam Stück für Stück. Danach kam das Abreiben dran: verkrustete Vorstellungen weichten auf und wurden von der Seele abgerieben. Es folgte das Reinigen mit wohltuenden Worten, die den Ballast von der Seele lösten und sie neu geschmeidig machte. Und schließlich kam das Eincremen dran: Gottes Segen umkleidete die Seele neu mit leuchtender Schönheit.
Am Montag ist der erste Tag der Sommerferien. Viele Menschen lechzen auf andere Weise danach, Wellness für ihre Seele zu finden. Das Angebot der Branche ist groß und Hochglanzprospekte versprechen das Paradies. Doch hinter welchen Worten steckt tatsächlich vortreffliche Erbauung für Leib und Seele? Und selbst, wenn wir dies dann für uns gefunden haben, wie geht unser Nachbar damit um?
Als Bruder Bruno eines Tages Wellness für seine Seele suchte und dabei betete, fühlte er sich durch das Quaken eines Frosches gestört. Er versuchte, ihn nicht zu beachten. Doch umsonst. Wütend schrie er aus dem Fenster: „Ruhe! Ich bete gerade!“ Bruder Bruno war ein Heiliger. Sein Befehl wurde sofort erhört. Aller Kreatur verstummte. Aber nun drängte sich ein anderer Laut in Brunos Gebete. Eine innere Stimme sagte: „Vielleicht gefällt Gott das Quaken dieses Frosches genauso wie dein Beten.“ „Was kann Gott am Quaken eines Frosches gefallen?“ erwiderte Bruno spöttisch. Doch die Stimme gab nicht nach: „Warum glaubst du, hat Gott diesen Laut geschaffen?“
Bruno beschloss, dies herauszufinden. Er beugte sich aus dem Fenster und befahl: „Sing!“ Das Gequake des Frosches erfüllte wieder die Luft und wurde von allen Fröschen der Nachbarschaft aufgenommen. Als Bruno die Laute auf sich wirken ließ, klangen die Stimmen jetzt nicht mehr schrill, sondern verschönerten die Stille.
Herzlichst Ihr
Pfarrer Eckart Dautenheimer,
Burg-Gräfenrode + Okarben