Nach 90 Minuten konnten keine Sachspenden mehr angenommen werden
Bad Vilbel. Der Krieg in der Ukraine lastet derzeit auch in der Wetterau auf den Gemütern. Doch Bad Vilbel sammelt die Kräfte und hilft. Die Sammelaktion für Hilfslieferungen am Samstag als vollen Erfolg zu bezeichnen, wäre untertrieben – und auch an anderen Stellen setzen sich die Quellenstädter ein.
Spontane Hilfe beim Sortieren
Nur eineinhalb Stunden läuft die große Sammelaktion im Dortelweiler Kultur- und Sportforum, bevor die Verantwortlichen ausrufen müssen: »Wir können leider nichts mehr annehmen!«. Eigentlich war die Aktion auf zwei Tage ausgelegt. Doch hat sich der große Saal des Forums innerhalb von 90 Minuten mit großen Mengen Lebensmitteln und anderen Produkten gefüllt. Ein Berg an Kisten, Tische voller Utensilien und etwas gestresste Helfer.
Währenddessen tauchen an den Rändern des Dortelweiler Platz immer mehr Menschen auf. Die meisten tragen eine Kiste, viele sind mit der ganzen Familie angerückt und bringen verschiedenste Materialien in Richtung Kultur- und Sportforum. Kathrin Anders ist die Vorsitzende des Flüchtlingshilfevereins Bad Vilbel und hat die Aktion mitorganisiert: »Die Leute standen teilweise heute morgen schon um 8.30 Uhr hier vor dem Forum, es ist unglaublich«, sagt sie außer Atem. »Es ist wirklich alles dabei. Bettwäsche, Schlafsäcke, Lebensmittel, ich kann gar nicht alles aufzählen.«
Die Hilfsbereitschaft sei gigantisch und man habe deshalb relativ schnell entschieden, keine Spenden mehr anzunehmen und Sonntag die Sammelaktion abzusagen – denn die Helfer geraten in logistische Schwierigkeiten.
Sachspenden für Vier Lkw-Ladungen
»Wir kriegen einen Lkw von Hassia und einen weiteren Lastwagen, der dann an die rumänische Grenze fährt. Morgen noch einmal dasselbe.« Vier Lkw-Ladungen also, mehr geht an diesem Wochenende nicht. »Es ist wirklich überwältigend zu sehen, welche Hilfsbereitschaft hier herrscht.« Währenddessen kommen immer mehr Vilbeler vor das Forum: »Wir können leider nichts mehr annehmen, aber wir brauchen dringend Hilfe beim Sortieren!«, ruft ein Helfer über den Dortelweiler Platz. Die ankommenden Vilbeler blicken verwirrt, dann heben zwei junge Männer die Hand und begeben sich in den Saal des Forums.
Auch Lucas Planer und sein Vater Frank kommen gerade erst in Dortelweil an und versuchen sich neu zu orientieren, nachdem sie den Aufruf gehört haben, dass keine Spenden mehr angenommen werden. »Wir haben das alles in der vergangenen Woche eingekauft. Die Menschen in der Ukraine tun uns einfach leid und wir wollen sie unterstützen«, erzählt Lucas Planer. »Diese Menschen haben gar nichts mehr und wir haben die Möglichkeit etwas zu tun. Deshalb müssen wir das machen.« Die beiden drehen wieder um in Richtung Auto. »Es ist natürlich toll, dass so viele Leute schon etwas gespendet haben. Wir werden uns jetzt mal umschauen, wo es sonst noch Abgabeorte gibt und werden dorthin fahren.«
Im Rewe-Markt von Bernd Kaffenberger gibt es zudem Hygiene-Pakete an der Kasse zu kaufen. Für zehn Euro wird eines in Richtung Ukraine geschickt, der Rewe-Markt legt dann automatisch auf eigene Kosten noch eins drauf. Ein Vilbeler, der vor dem Reporter dieser Zeitung an der Kasse steht, hat sich extra dafür angestellt und kauft gleich drei. Die Hilfsbereitschaft der Quellenstädter ist enorm.