Der Wein, pflegt Bechtram zu sagen, spricht alle Sprachen. Französisch, Deutsch, Italienisch, ja sogar Politisch, Erotisch und Vilblerisch allemal. Beim Weinfest in der Wasserburg herrschte feuchtfröhliches Klima. Und die Sonne schien prima. Es war nicht zu übersehen, ein guter Geist mit Drei-Tage-Bart schwebte über den Tischen und die Philosophie des Rebensaftes beschwerte die Gespräche, manche leicht wie ein Seidentuch, andere tiefgreifend wie die Wurzeln des Rebstockes. Die fleißigen Wasserburg-Löwen in ihren schmucken dunkelblauen Lions-Trikots hatten alles im Griff, schenkten ihren Gästen beflissen reinen Wein ein.
Nichts kann zwar so sauer sein wie rein eingeschenkter Wein, aber die gezügelten Zungen hielten sich diesmal mit Gerüchten und scharfen Bemerkungen zurück. Alle waren glücklich und so drehten sich die Tage friedlich um den lebendigen Riesling mit prägnanter Säurestruktur, langem Finale und Anklängen an Pfirsich und Aprikosen oder um den Burgunderwein mit verführerischen Geschmacksbildern von wilder Kirsche, schwarzer Johannisbeere oder Pflaume.
Während Bechtram unter blauem Himmel dem ebenso köstlichen wie teuren Blauen Spätburgunder zusprach und der Wein leise auf ihn einredete, blinzelte der Ritter von der gewichtigen Gestalt geblendet in die Sonne, die zur Eröffnung so mächtig hell auf den Ersten Stadtrat, die Quellenkönigin, den Stadtmarketing-Vorsitzenden und ein glückliches Volk schien.
Herz, was willst du mehr? Die geschätzte Stadtkapelle spielte wie nach Duftnoten des leichten Weines schwere Stücke und Moderator Dominik Kuhn heizte FFH-routinemäßig dem Mikrophon ein, während in Bechtrams Hirnwindungen hungrig die Flammen des Flammkuchens hochzüngelten.
Ehrenstadtrat Helmuth Lehr und seine Inge kamen nach vielen Gesprächen zuletzt noch mit einer Bornheimerin einhellig zur alten Einsicht, dass es in Vilbel weit und breit am schönsten ist! Das unterschrieb auch Heinz Armbrust, gute zwei Jahrzehnte lang schwungvoller Fahnenträger der einmaligen Vilbeler Stadtkapelle. Er aber hatte einen versteckten Wermutstropfen auf der Zunge. „Wären hier noch Weinblätter und Trauben quer über den Burghof gespannt – würde man meinen, wir sind im Paradies!“ Nichts fehlte ihm zum großen Glück, nur etliche Weinblätter und Traubengirlanden. Dem Mann könnte geholfen werden! (sam)