Wenn ich aus unserem Wohnzimmer schaue, dann kann ich bis zum Feldberg sehen. Es ist zwar kein Traumblick wie ihn einige vom Niederberg oder Heilsberg aus haben, aber doch nicht schlecht. Ein solcher Blick öffnet den Horizont und weitet den Blick. Einen neuen Horizont und einen weiten Blick in die Welt hinein haben die Menschen im Volk Israel erhalten, als Jesus ihnen die Botschaft vom nahen Gottesreich verkündet hat. Da ging es nicht mehr allein um dieses Gottesvolk, da war tatsächlich eine neue Weltenzeit angebrochen.
Die Geschichten rund um die Geburt Jesu deuten dieses „Fenster zur Welt“ bereits an: Da sind die einfachen Hirten die ersten Zeugen des neugeborenen Heilands. Da kommen erste Heiden und bringen als weise Sterndeuter ihre Geschenke zum neuen Retter. Da ist vor allem schon in der Nacht der Himmel offen – und Engel kommen ja nicht für irgendein Ereignis in Heerscharen auf die Erde…
Besonders für die Christen in den ersten Gemeinden wurde wichtig: Mit Jesus öffnet Gott ein großes Glaubensfenster zur Welt hin. Die Botschaft Jesu ist nicht mehr an Beschneidung und Speisgebote, an Sabbatregeln und den Tempel in Jerusalem gebunden. Die Botschaft Jesu vom anbrechenden Gottesreich geht alle Welt an und verändert Menschen. Schon jetzt will Gott alles neu machen und uns ausrichten auf sein Heil hin. Von diesem Heil her dürfen wir schon jetzt leben.
Das ist eine gute Botschaft. Es ist eine Nachricht, die tatsächlich unser ganzes Leben betrifft: Wenn Gottes Heil auf uns wartet und uns schon jetzt verheißen ist, dann stellt das unser Leben in den weiten Raum der Herrlichkeit Gottes. Sein Reich ist schon jetzt unser Lebensbereich. Die Welt mit all ihren Sorgen und Problemen, ihrem Leid, ihrer Unvollkommenheit und Begrenztheit, all das ist nicht aufgehoben, aber es ist doch nur ein Teil der großen Wahrheit und Wirklichkeit Gottes. Weihnachten stößt uns dieses Fenster weit auf: Gottes Reich ist für uns schon jetzt angebrochen! Alles auf Erden ist damit in dieses Licht Gottes gestellt – auch alles Leid, aller Tod, alle Krankheit. Die neue Welt Gottes steht vor unseren Augen!
Und zugleich ist das Fenster zur irdischen Welt neu aufgetan: Frieden und Gerechtigkeit werden zu unserem Auftrag als Christinnen und Christen. Weihnachten nimmt Gott uns hinein in sein Reich, das auch durch uns sich in dieser Welt ausbreiten soll. Was für Aussichten: Gottes Reich steht vor uns und wir haben Anteil an seiner Ausbreitung.
Frohe Weihnachten – und einen klaren Blick durch das von Gott weit geöffnete Fenster!
Ihr Pfarrer Klaus Neumeier Ev. Christuskirchengemeinde