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Weg frei für neue Projekte

Diese Wiese zwischen Burg-Gräfenrode und der Nidda ist durch den von Bibern aufgestauten Scheidgraben zum Feuchtbiotop geworden. Mit immer neuen Dämmen wehren sich die Holznager gegen den Abfluss ihres Badewassers in die Nidda. Nebendämme müssen hier entfernt werden, dabei geht es auch um den Artenschutz für eine seltene Libellenart, die Helm-Azurjungfer. Foto: Klaus Nissen
Diese Wiese zwischen Burg-Gräfenrode und der Nidda ist durch den von Bibern aufgestauten Scheidgraben zum Feuchtbiotop geworden. Mit immer neuen Dämmen wehren sich die Holznager gegen den Abfluss ihres Badewassers in die Nidda. Nebendämme müssen hier entfernt werden, dabei geht es auch um den Artenschutz für eine seltene Libellenart, die Helm-Azurjungfer. Foto: Klaus Nissen

Karben. Vom Rebhuhn-Monitoring bis zur Schaffung kostenloser Internet-Hotspots reichte am Freitag die Themenpalette des Karbener Stadtparlaments. In zwei Stunden fällten die 37 Stadtverordneten im Petterweiler Albert-Schäfer-Haus gut 20 Beschlüsse. Entschieden wurde auch über die Jukuz-Aufwertung.
Auf die Stadtverwaltung kommt nun noch mehr Arbeit zu. Sie muss ein Konzept zur Umwandlung des Jukuz-Areals in eine Begegnungsstätte für alle Generationen machen. Auch Senioren sollen dort Kurse besuchen können. Gewollt sind dort mehr Kulturevents, mehr Open-Air-Kino, mehr Seminare. Dafür soll die Stadt auf dem Areal Büros und Lagerräume bauen. Die Stadtkapelle, das Mütter- und Familienzentrum, Bläserklassen der Schumacher-Schule sollen am Selzerbrunnen Raum finden, forderte das Stadtparlament bei sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Auch eine Gaststätte mit Biergarten sei dort, direkt neben dem künftigen Wohngebiet »Brunnenquartier«, erwünscht. Die Kosten der Erweiterungsbauten zum »Campus Karben« könnten teils aus Fördertöpfen des Landes zum »Großen Frankfurter Bogen« abgedeckt werden, so der CDU-Antrag.
Inhaltlich scheinen alle Parteien das Großprojekt mitzutragen. Trotzdem erntete die CDU Kritik, weil sie den »Campus Karben« als eigene Idee verkauft hatte. »Das ist ein Akt kultureller Aneignung«, schimpfte SPD-Fraktionssprecher Thomas Görlich. Denn die Idee zum »Campus Karben« sei schon vor der Corona-Zeit in einer Bürgerbeteiligung entwickelt worden, erinnerte der Grünen-Abgeordnete Markus Dreßler. Besser sei es, zum Jahresende eine Bürgerversammlung abzuhalten und das Projekt dann erst anzugehen. Der Mehrheitsfraktion dauert das zu lange. Man habe schon jetzt das grundsätzliche Ja der jetzigen Jukuz-Nutzer eingeholt, so der Unions-Fraktionschef Mario Beck.
Eine weitere Diskussion gab es zu einem Antrag der Linkspartei. Die Stadt Karben solle leer stehende Wohnungen anmieten, forderte Gabi Faulhaber. Dann könnten Flüchtlingsfamilien aus Gemeinschaftsunterkünften und andere Karbener mit geringen Einkommen eine würdige Bleibe finden. Und die Vermieter könnten sich auf garantierte Mietzahlungen verlassen. »Die Stadt Viernheim hat so in einem Jahr 70 Wohnungen akquiriert«, berichtete Faulhaber.
Günstige Wohnungen
werden gekauft

»Wir haben das Modell zwei Jahre lang getestet«, antwortete Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Viele Eigentümer wollten erst ab zehn Euro pro Quadratmeter vermieten. Die Stadt müsste dann zwölf Euro verlangen, um den eigenen Aufwand zu refinanzieren. Außerdem sei es leider so, dass Eigentümer Menschen aus der Ukraine in ihre Wohnungen ließen – aber niemanden aus Afrika, Afghanistan und arabischen Ländern. Wenn mieten nicht geht, dann eben kaufen. »Bis Jahresende werden wir locker 20 Wohnungen zusammenkriegen«, sagte Guido Rahn zu den Stadtverordneten. Wohnungseigentum sei für die Stadt langfristig besser.
Weniger Redebedarf gab es bei anderen Großprojekten. Grünes Licht bekam der Bau des Bikeparks in Okarben. Laut Bürgermeister wird der Pumptrack, die Flowline, die Waschstation für verdreckte Mountainbikes und der Trinkbrunnen für die Fahrer ab 2025 entstehen.
Einstimmig war auch die Zustimmung zur Trasse des künftigen Radschnellweges durch Karben entlang der B3 und der Main-Weser-Bahn. Ebenso die zehnprozentige Erhöhung des städtischen Zuschusses an die Musikschule auf 217 000 Euro für 2025. Das gilt aber nur, wenn auch die Gebühren der Musikschüler um zehn Prozent angehoben werden.
Ein Stück voran kommen die Pläne für die neue Grundschule und die Wohnhäuser »Am Hang« in Kloppenheim. Der Plan kommt bald zur letzten Öffentlichkeitsbeteiligung heraus. Auf dem 2,1 Hektar großen Areal stehen Schulcontainer und Kleingärten. Debattiert wird noch über die Größe der einzelnen Baugrundstücke. Von Klaus Nissen