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Weg der Mitte

„Stabile Persönlichkeiten“ verabschiedet – Feierstunde für Abiturienten

Ein Foto eines denkwürdigen Tages im Leben junger Menschen: Der Abiturjahrgang 2016 der Karbener Kurt-Schumacher-Schule. Foto: Rinkart
Ein Foto eines denkwürdigen Tages im Leben junger Menschen: Der Abiturjahrgang 2016 der Karbener Kurt-Schumacher-Schule. Foto: Rinkart

75 Schülerinnen und Schüler der Karbener Kurt-Schuma- cher-Schule (KSS) erhielten am Freitag in einer Feierstunde ihre Abiturzeugnisse.

 

Karben. 38 Schülerinnen und 37 Schüler durften ihre Abiturzeugnisse empfangen, dreimal gab es dabei die herausragende Note 1,2. Doch nicht nur Topp-Noten waren ein Grund, zu feiern: „Jeder von Ihnen hat seine ganz eigene individuelle Höchstleistung vollbracht“, betont Oberstufenleiter Stefan Mierendorff in seinem Beitrag.

Ihm haben die Schüler ihr Abi-Motto „Abitur 2016 – ständige Umwege über das Mierendorff“ gewidmet. Auch KSS-Schulleiter Franz Wild zollt in seiner Begrüßungsrede den Abiturienten Respekt, sagt: „Egal, ob unten auf dem Zeugnis nun eine 1,2 oder aber eine 2,7 steht.“ Dabei blickt er stellvertretend für die Schüler in die Welt hinaus und berichtet von deren modernen Gefahren. „Wir entlassen Sie nun aus dem risikoarmen Schutzraum Schule in eine Risikogesellschaft“, lautet dabei sein Fazit, jedoch erkennt er zudem, dass sich die Schüler seiner Schule in den vergangenen Jahren „zu stabilen und selbstbewussten Persönlichkeiten entwickelt“ hätten. Dadurch seien sie in der Lage, das Risiko der Welt zu akzeptieren und in ihr zu bestehen.

Bevor die Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) die Glückwünsche der Stadt Karben ausrichtet, singt Lehrerin Melanie Broome zusammen mit der Schülerin Verena Roth am Flügel das Lied „The Rose“ von Bette Midler. Im Anschluss daran überbringen der Vorsitzende des Schulelternbeirats, Marcus Poggenpohl, sowie die Vorsitzende des Fördervereins, Nicola Piesch, ihre Glückwünsche.

Mit einer ironisch gemeinten Bitte um Verzeihung startet die Rede des Tutoren Florian Cöster: „Seit mindestens zwölf Jahren schleppen Sie sich, ohne jede Bezahlung, nahezu täglich in diese Institution, die Ihnen permanent die eignen Unzulänglichkeiten vorhält, Sie Ihrer Freizeit beraubt, Ihnen Sachzusammenhänge aufdrängt, die Sie eigentlich nicht interessieren und die die Frechheit besitzt, Ihnen einzureden, dass das alles nur zu Ihrem Besten geschehe.“

So gehe es nicht primär darum, die ökonomische Verwertbarkeit der Schüler zu steigern – viel eher gehe es darum, die Schüler „dazu zu befähigen, selbstbewusst ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“

Cöster bedient sich für seine Moral an der Literatur. Entlang der Charaktere „Lenz“ und „Johanna von Orleans“ warnt Cöster seine Schützlinge vor den Extremen des Lebens, die, führt er aus, „immer ins Verderben führen“. Er empfiehlt, stets einen Mittelweg zu wählen, denn „dieser unbequeme Raum zwischen den Extremen, welcher immer eine ordentliche Portion Ungewissheit enthält, nennt sich Freiheit.“

Nachdem den Abiturienten so zahlreich Tiefgründiges mit auf den Weg gegeben wurde, dürfen sie endlich ihre Zeugnisse entgegennehmen. 18-mal steht dabei eine Eins vor dem Komma, 32-mal eine Zwei und 25-mal eine Drei. Das ergibt eine Durchschnittsnote von 2,52. Sie entspricht in etwa dem Schnitt der vergangenen Jahre.