Karben. Trainieren für den Ernstfall: 57 Kinder und Jugendliche, begleitet von ihren Betreuern, waren am Samstag der Vorwoche bei einer Feuerwehrübung in Groß-Karben im Einsatz.
Am Samstag heulten um 14 Uhr in Karben die Sirenen. Gleichzeitig wurden die Einsatzleitungen in allen Stadtteilen über Funk alarmiert. Innerhalb weniger Minuten verließen zehn Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehren (FFW) Karbens ihre Standorte. Unterwegs zum Einsatzort, dem Schlossgelände der Freiherren von Leonhardi in Groß-Karben, waren 57 Kinder und Jugendliche. Begleitet wurden die zehn- bis 17-Jährigen von ihren Jugendwarten und Betreuern. Am Einsatzort erwartet wurden sie von Stadtjugendwart Thorsten Bipp, Stadtbrandinspektor Christian Becker, weiteren Einsatzkräften sowie zahlreichen Schaulustigen.
Dichter Rauch und beißender Qualm bahnten sich aus den Wirtschaftsgebäuden den Weg. Was Außenstehende für einen Katastrophenfall hielten, war glücklicherweise nur die diesjährige Großübung der Jugendfeuerwehren (JFW) Karbens. Ausgearbeitet hatten dieses Mal die gemeinsame Frühjahrsübung aller sechs Karbener Jugendwehren die beiden Jugendwarte der FFW Karben-Mitte, Marvin Schuch und Christian Lauff. »Angenommen wurde, dass bei Reparaturarbeiten an Fahrzeugen in der Scheune durch Lösungsmittelverpuffung ein Brand ausgebrochen war. Das Feuer hatte bereits auf Nebengebäude übergegriffen. Sechs Arbeiter werden vermisst«, beschreibt das Duo die Lage. Zu den Aufgaben der JFFW gehörten Menschenrettung, Brandbekämpfung und Verhinderung der Brandausweitung auf weitere Gebäude durch Riegelstellung einiger Trupps.
MIT ROUTINE
Kaum hatten die Löschgruppenfahrzeuge auf dem Gelände gehalten, schon begannen die Trupps aus Karben-Mitte, Rendel, Kloppenheim, Okarben, Burg-Gräfenrode und Petterweil mit der Brandbekämpfung. Routiniert wie bei den Erwachsenen, bauten die Angriffs- und Wassertrupps Schläuche und Kupplungen zusammen, verlegten Rohr- und Schlauchleitungen und schlossen sie an die Hydranten an. Dann ertönte der Befehl »Wasser marsch!«. Während einige der Trupps die Dächer der brennenden und angrenzenden Gebäude von außen sicherten, um ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern, bekämpften Kameraden im Inneren die Brandherde.
TOTAL VERQUALMT
Die Scheune wie auch Nebengebäude waren total verqualmt. »Man sieht nichts«, berichteten die Einsatzkräfte aus den Rettungstrupps. Um sich zu orientieren, rutschen einige der Nachwuchsbrandschützer auf Knien über den Boden. Alle hatten ein mulmiges Gefühl, da keiner wusste, was ihn im Innern erwartete. Trotz allem wurden die sechs Vermissten, dargestellt von Mitgliedern der Kindergruppe Karben-Mitte, in Rekordzeit gefunden und zur Erstversorgung gebracht.
Bei dem realistischen Szenario lernten die Nachwuchskräfte, mit ihren Kameraden aus den anderen Jugendfeuerwehren Hand in Hand zusammenzuarbeiten. Zudem mussten alle Geräte und Materialien unter Zeitdruck aufgebaut und eingesetzt werden. »Es war anstrengend, vor allem der Auf- und Abbau«, berichteten Jugendliche. Außer dem hohen Zeitdruck war auch das Retten in verqualmten Räumen neu, wie Henri (12), Dorian (13) und Fabian (14) berichteten. Das Trio fand die realistische Übung klasse. »Heute war es toll. Es hat alles geklappt, wir haben gut zusammengearbeitet.« Alle drei sind gern aktiv in der Jugendwehr. »Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft sind sehr gut. Wir lernen viel und haben trotzdem großen Spaß«, sagte Fabian unter zustimmendem Nicken von Henri und Dorian.
Dorian wurde bereits als Dreijähriger von seiner Mutter in Frankfurt-Rödelheim bei der JFFW angemeldet. Fabian ist als Siebenjähriger zur JFFW gekommen.
Stolz auf den Nachwuchs und die Leistungen der Jugendwarte ist auch der Stadtbrandinspektor. »Die Zahl der Einsätze steigt kontinuierlich an. Die 178 Wehrleute in allen Wehren rücken zwei bis drei Mal in der Woche aus. Deshalb sind unsere Nachwuchsarbeit und auch die Übernahme von Jugendlichen in die Einsatzabteilungen sehr wichtig.«