Es ist das älteste Naturschutzgebiet der Region: die Ludwigsquelle bei Groß-Karben. Dort haben sich Naturschützer auf die Pirsch nach Vögeln gemacht. Die genießen zwar ihr Leben im geschützten Raum. Doch täuscht dies kaum über eine negative Entwicklung hinweg.
Karben. „Das war eine beeindruckende Anzahl an Vögeln, darunter auch seltene Exemplare“, bilanziert Professor Roland Prinzinger nach der Vogelstimmenwanderung rund um die Ludwigsquelle. Dazu hatte der Karbener Naturschutzbund (Nabu) eingeladen. Trotz regnerischen Wetters sind rund 30 kleine und große Vogelfreunde gekommen, um mit Hilfe des Experten Vögel zu entdecken und sie zu bestimmen.
Bei der Ludwigsquelle handele es sich um das älteste Naturschutzgebiet im Wetterauer Auenverband. „Es wurde 1974 auf einer früheren Müllgrube errichtet“, erinnert Prinzinger. Er war bis zu seiner Pensionierung Professor für Stoffwechselphysiologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. „Die Ornithologie ist mein Hobby“, sagt er.
Zur Vogelbestimmung solle man am besten ein Fernglas und ein Vogelbestimmungsbuch verwenden, rät der Experte. Er hat gleich ein paar Exemplare mitgebracht, und so macht sich die Gruppe – ausgerüstet mit Gummistiefeln und Regenjacken – auf den Weg rund um die Ludwigsquelle. Überall zwitschert es im Gebüsch, im Schilf und in der Luft.
Absoluter Liebling bei den Vogelfreunden ist der Kuckuck. Sein Rufen begleitet die Gruppe von Anfang an. Doch besondere Freude kommt auf, als er losfliegt. „Da ist er!“, ruft ein Mann mit Fernglas, und alle schauen begeistert dem davonfliegenden Vogel nach.
Es gibt viel zu hören
Stockenten fliegen über die Wiesen, der Ruf der Nachtigall ist zu hören, und der Storch steht auf seinem Nest. Im benachbarten Schilf lässt die Rohrammer – im Vogelbuch als grauer Vogel mit schwarzem Kopf beschrieben – ihren Gesang erklingen. „Wer sie nicht kennt, tut sich schwer, sie im Schilf zu erkennen“, sagt Prinzinger.
Doch auch kleinere und unauffälligere Arten wie der Teichrohrsänger oder die Mönchsgrasmücke macht der Fachmann allein an ihrem Gesang aus. „Es sind fast immer die männlichen Tiere, die singen. Der Gesang dient in erster Linie der Revierabgrenzung“, erklärt Prinzinger.
Vom Gesang zu unterscheiden seien Warnrufe vor Feinden. Der Vogelexperte freut sich, seltene Arten wie den Feldschwirl zu hören. „Das ist ein kleiner, unscheinbarer Vogel, dessen Gesang ähnlich klingt wie der einer Feldheuschrecke, etwa Brrr, Brrr, Brrr“, macht Prinzinger nach. Wer Vogelstimmen erkennen möchte, brauche Geduld und müsse das immer wieder üben, so Prinzinger.
Zwar zeigt er sich erfreut über die vielen Arten, die sich hören lassen oder zeigen. Dennoch seien nach Angaben der Vogelwarte Radolfzell in den vergangenen 20 Jahren rund 110 heimische Vogelarten verschwunden. (kre)