Karben. Die evangelischen Kirchengemeinden in Karben haben sich neu aufgestellt. Seit zwei Jahren sind sie, außer Petterweil, zu einer Gesamtkirchengemeinde fusioniert. Den Weg mitgegangen ist Waltraud Fehse (61), die seit 1997 Kontinuität im Gemeindebüro in Groß-Karben verkörpert.
Das Fahrrad lehnt an der Mauer des Pfarrhauses. Innen sitzt Waltraud Fehse und fährt den Computer hoch. Dreimal in der Woche ist die Gemeindesekretärin im Pfarrbüro anzutreffen. Sie nimmt das Telefon ab, geht die Post durch, beantwortet Fragen und klärt Termine. Sie kümmert sich um Pressemitteilungen, die Vorbereitung der Gottesdienste und die Informationen an den Organisten und Küster sowie die Abkündigungen.
Kurzum alles was mit der Verwaltung der Gesamtkirchengemeinde zu tun hat, ist ihre Sache, einschließlich Materialbeschaffung, Abrechnungen und Handkasse. Sie führt auch das Kirchenbuch, digital selbstverständlich, denn die Zeit der handschriftlichen Eintragungen von Geburten, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Aufnahmen und Austritten ist vorbei.
Es ist eine Arbeit, die Fehse mit ruhiger Hand und Konzentration erledigt. Dass sie an diesem Platz vor fast 25 Jahren landete, ist dem damaligen Pfarrer Martin Wieschemann zu verdanken. »Er kannte mich aus der Gemeinde und sprach mich an, ob ich nicht im Gemeindebüro arbeiten wolle. Die Stelle war vakant, meine Vorgängerin Ingeborg Bunk hatte aufgehört«. Fehse überlegte nicht lange, denn die damals acht Stunden, später 14 Stunden, ließen sich gut mit der Familie vereinbaren.
Für die Lehrerin gab’s
damals keine Stelle
Eigentlich hatte Waltraud Fehse Lehrerin werden wollen, aber nach dem Studium in Nordrhein-Westfalen gab es keine Stelle. Dann zog es ihren Mann Joachim Fehse der Arbeit wegen nach Karben.
Als Mutter von drei kleinen Kindern entschied sich Waltraud Fehse, zu Hause zu bleiben. Bis dann das Angebot von Pfarrer Wieschemann kam. Seither steht sie im Dienst der Kirche. Auf ihre Mitarbeit verzichten wollte keiner der Pfarrer. Zusammengearbeitet hat sie mit dem zu früh verstorbenen Pfarrer Matthias Laubvogel von 2004 bis 2006, dann mit, Pfarrer Sven Hebisch von 2007 bis 2013, seit 2014 mit Pfarrer Christian Krüger und inzwischen seit zwei Jahren mit dem Pfarrer-Team der Gesamtkirchengemeinde.
Dass Fehse ihre Arbeit mit Überzeugung und aus vollem Herzen macht, hängt auch damit zusammen, dass sie und ihr Mann sich von Anfang an ehrenamtlich in der Gemeinde engagierten. Als die junge Familie 1987 nach Karben zog, fand sie schnell Anschluss. Waltraud Fehse gefiel die Spielgruppe für ihre kleine Tochter. Später gingen die Kinder in die Jungschar und zum Konfirmandenunterricht. Ihr Mann Joachim Fehse gehört seit Jahren dem Kirchenvorstand an. Ein Problem war für Fehse die enge Verknüpfung von Wohnort, Arbeit und ehrenamtlichem Engagement nie. »Privates und Berufliches kann ich gut trennen«, sagt sie. Das Berufliche erledige sie in den Dienststunden tagsüber. Alles was ehrenamtlich sei, laufe abends oder am Wochenende. Bis vor einem Jahr hat Fehse auch für den Wetteraukreis Deutsch-Integrationskurse für Migranten geleitet.
Das größere Team
bringt Vorteile
Trotz aller Veränderungen über 20 Jahre und besonders der Bildung der Gesamtkirchengemeinde ist der Kern ihrer Aufgaben gleich geblieben. Neu ist, dass jetzt ein Zimmer weiter Simone Lipowicz sitzt, die die übergreifenden Büro- und Verwaltungsaufgaben für die Gesamtkirchengemeinde erledigt. »Es ist schön, eine Kollegin in unmittelbarer Nähe zu haben«, sagt Fehse. Ein kurzer Weg über den Flur ist es zu Pfarrer Krüger (46). »Jeder Pfarrbezirk hat seine Gewohnheiten beibehalten«, sagt Fehse. Es habe Angleichungen und neue Arbeitsverteilungen gegeben und der Prozess des Zusammenschlusses sei noch nicht beendet. »Ich finde es schön, mehr Kontakt zu den anderen Ortsteilen zu haben«, sagt Fehse und kann der Vernetzung viel abgewinnen.
Denn etabliert sind jetzt gemeinsame Dienstbesprechungen des Verwaltungsteams mit Ina Lauster-Ulrich, der Vorsitzenden des Kirchenvorstands, und Pfarrer Eckart Dautenheimer. Das Redaktionsteam vom Gemeindeblatt »Gemeindesinn«, in dem Fehse schon lange mitarbeitet, lebt von der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern aller Ortsteile.
Nicht leicht waren für Fehse die vielen Monate der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. »Ich habe das Gemeinschaftliche vermisst«, sagt sie. Nun verlangt der Pandemie-Verlauf wieder Kontakteinschränkungen und Gottesdienste fanden wieder digital per Zoom statt.
Von Anne-Rose Dostalek