Karben. Den Beginn des Neuen Jahres gefeiert haben die Karbener Sozialdemokraten mit Wahlkampf, aber ohne Getöse. Zu ihrem Neujahrsempfang hatten sie am Dienstag ins Bürgerzentrums geladen. Die Hörerschar von mehr als 100 Gästen aus Partei, Politik und Gesellschaft nutzte Parteichef Jochen Schmitt fürs Werben für mehr Präventionsarbeit statt verschärfter Strafen.
Plaudern, angeregte Gespräche und das Wiedersehen standen trotz Wahlkampfs im Vordergrund des jährlichen Veranstaltungshöhepunktes der Genossen, zum Beispiel mit der Bundestagsabgeordneten Nina Hauer aus Rendel, Bürgermeister Roland Schulz, Ehrenbürgermeister Detlev Engel und dem Landratskandidaten der Genossen, Joachim Arnold.
In seiner sehr sachorientierten Rede legte Arnold Wert darauf, dass er als Landrat den Kreis „partnerschaftlich mit den Kommunen und allen gesellschaftlichen Gruppen“ führen wolle. Der Wölfersheimer Bürgermeister kündigte an, die Betreuung für Kleinkinder ausbauen und die Schulen „stärken“ zu wollen. „Wir können es uns zukünftig nicht mehr erlauben, Kinder ohne Abschluss aus der Schule zu entlassen.“ Zudem wolle er dafür sorgen, dass Absolventen der Fachhochschule Friedberg und der Technikerschule Butzbach in der Region gehalten würden. Der Kreis müsse dafür sorgen, dass für sie Arbeitsplätze vorhanden sind oder Firmengründungen gefördert werden. Diese Existenzgründer schafften mehr neue Arbeitsplätze als Großbetriebe.
Weiterhin forderte Arnold einen „starken Regionalverband“ im Rhein-Main-Gebiet für die Energieversorgung und regionale -erzeugung sowie die Wirtschaftsförderung. Gerade dort liege für die Wetterau ein großes Potenzial, weil sie durch die zwei Autobahnen eine hervorragende Infrastruktur habe.
Kritik an der aktuellen Debatte in Hessen über verschärfte Strafen für kriminelle ausländische Jugendliche übte Karbens SPD-Chef Schmitt. „Für äußerst problematisch“ halte er es, wenn „in Wahlkampfzeiten der politische Vorteil in einem Themenbereich gesucht wird, der eine ganze Gruppe von Mitbürgern an den Rand stellt“. Schmitt wie auch der frühere Fraktionschef Fritz Amann, der für 50 Jahre Parteimitgliedschaft geehrt wurde, machten Fehler in der Schulpolitik verantwortlich. „In keinem Land der Erde ist der Bildungserfolg so von der sozialen Stellung der Eltern abhängig wie in Deutschland“, erinnerte Schmitt.
In Karben setze man dagegen auf Prävention: So sorgten der Deutsch-Ausländische Freundschaftskreis, Ausländerbeirat, Schulsozial- und Jugendarbeit sowie der Gesprächskreis Prävention für ein friedliches Zusammenleben, lobte Schmitt. Die Wetterauer Kriminalitätsstatistik bestätigt diesen Erfolg: Karben ist laut Polizei die sicherste unter den sechs größten Städten im Kreis. (den)