Es geht zügig voran mit der Planung der „Neuen Mitte – am Bahnhof“. Die Stadtverordneten billigten während ihrer Sitzung am Freitag den Vorentwurf zum Bebauungsplan und die im Baugesetz vorgeschriebene frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit. Sie gaben außerdem dem Bürgermeister grünes Licht, die städtebauliche Rahmenvereinbarung zur Aufstellung des Bebauungsplanes zu unterzeichnen.
Karben. Als Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zum Tagesordnungspunkt 17 kommt, atmet er tief durch. Zur Diskussion steht der nächste Schritt, um das ehrgeizigste städteplanerische Vorhaben voranzubringen. Es geht um die „Neue Mitte – am Bahnhof“ mit dem Dreiecksgrundstück als zentralem Teil. Er bittet die Stadtverordneten um Zustimmung für den Vorentwurf zum Bebauungsplan, Planungsstand Juni 2016. „Jetzt kommt die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung der Pläne und die frühzeitige Beteiligung und Unterrichtung der Behörden, Träger der öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit“, sagt er. Damit setze die Stadt zügig den Planungs- und Abstimmungsprozess fort, den sie unter Einbeziehung der Öffentlichkeit vor zwei Jahren begonnen habe.
„Das hat es in der Stadt so vorher noch nicht gegeben“, sagt Rahn unter Verweis auf die Bürgerversammlungen 2014 und 2015 und die öffentliche Präsentation der Investorenvorschläge. Im vorigen Jahr konnten die Bürger ihr Votum abgeben für eines der drei Konzepte für die Neue Mitte.
Der Mehrheit der Stimmen im Stadtparlament kann sich Rahn sicher sein, denn die CDU will das Konzept des Architektenbüros und Investors Frielinghaus (Friedberg) mit einem zentralen Stadtplatz, Geschäften und Wohnungen umsetzen. Kritik kommt von den anderen Parteien.
„Wir lehnen das Konzept ab“, erklärt erwartungsgemäß SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich. Es werde nur eine „Neue Mitte“ nach der anderen in Karben geschaffen. Zuerst sei es der Rathausplatz an der St.-Égrève-Straße gewesen, „dann verlagerte es sich zum City-Center“, jetzt soll es eine weitere „Neue Mitte“ am Bahnhof geben. „Das Einzelhandelskonzept ist nicht schlüssig“, kritisiert Görlich.
Konzept kritisiert
Die Wohnungen, die geschaffen werden sollen, trügen dem Bedürfnis nach preiswertem Wohnraum nicht Rechnung. „Wer wird sich die Mikroappartements leisten können“, fragt Görlich. Für die Fraktion der Grünen spricht Rainer Knak. Auch er kritisiert das Konzept, das auf Geschäfts- und Ladenflächen setze, um eine Belebung des Stadtplatzes zu erreichen. Es werde vermutlich nur zur Verlagerungen kommen, denn es fehle eine schlüssige Bedarfsermittlung. Eine nachhaltige Stadtplanung sehe anders aus.
Das sieht der CDU-Vorsitzende Mario Beck ganz anders. „Wir haben ein attraktives Innenstadtkonzept mit Gastronomie, Läden und Wohnungen.“ Das Konzept sei hinlänglich der Öffentlichkeit vorgestellt worden und stoße auf breite Zustimmung.
Gegen die Stimmen von SPD, Grünen und der Linken beschließt die Stadtverordnetenversammlung, den Schritt im Bauplanungsvorhaben „Neue Mitte – am Bahnhof“ zuzustimmen. Nun kann es losgehen mit der Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden. Damit ist die Stadt dem Ziel näher gerückt, schon 2017 das Baurecht zu haben für das „Dreiecksgrundstück“ und umgebende Flächen. Wenn alles wie geplant geht, werden 2017/18 Bagger anrücken.
Von Friedbergern geplant
Der Planungsbereich „Neue Mitte – am Bahnhof“ liegt vor dem Selzerbrunnencenter mit dem Parkplatz und Einkaufsmärkten. Er ist von der Bahnhofstraße, der Landesstraße und der Brunnenstraße begrenzt. Zugrunde gelegt ist ein Entwurf des Architektenbüros Frielinghaus aus Friedberg, der für das zentrale Dreiecksgrundstück einen gepflasterten Stadtplatz favorisiert mit Randbebauung aus Geschäften, Gastronomie und Wohnungen. (ado)