Karben. Nach 13 Jahren hat Anke Toemmler ihren Vorsitz bei der Karbener Stadtkapelle abgegeben. Ein Dreiergespann tritt in ihre Fußstapfen und möchte das Vereinsgeschehen nach Corona wieder in Schwung bringen.
Im großen Saal des Bürgerhauses Okarben erklingt jetzt wieder jeden Dienstagabend Musik. Die zurzeit 50 Musikerinnen und Musiker des sinfonischen Blasorchesters der 1991 gegründeten Stadtkapelle Karben treffen sich hier zu ihrer wöchentlichen Probe. Die Musizierenden sind zwischen 15 und 77 Jahre alt.
Das sinfonische Blasorchester, das Orchester »Unisono« und die Erwachsenenbläserklasse sind die drei »Erwachsenen«-Orchester unter dem Dach des Vereins der Stadtkapelle Karben. Der Nachwuchs für die beiden zuerst genannten Orchester kommt größtenteils aus den drei Jugendorchestern Aeroflott, Intermezzo und Attacca sowie aus dem Kooperationsprojekt »Bläserklassen« mit der Kurt-Schumacher-Schule.
Viel Abstimmungs- und Verwaltungsarbeit
Allein schon die Aufzählung der Orchester unter dem Dach des Vereins zeigt, dass hier viel Leitungs-, Abstimmungs- und Verwaltungsarbeit anfällt. Aus diesem Grund teilen sich gleich drei erfahrene Musiker den von Anke Toemmler nach 13 Jahren abgegebenen Vorstandsposten. Es sind Dirigent Claus Carsten Behrendt, Trompeterin Susanne Galisch und der Posaunist und Jugendorchesterdirigent Robert Koch.
Angesichts der zunehmenden Belastungen im »Brotberuf« ist das Dreigestirn an der Vereinsspitze eine nachvollziehbare Entscheidung. Vor dem neuen Leitungs-Team des zurzeit 400 Mitglieder großen Vereins liegen anspruchsvolle Herausforderungen. Diese bestehen neben bekannten Zielen wie der Pflege der gesamten musikalischen Bandbreite der Orchester darin, auf organisatorischer und musikalischer Ebene die zweieinhalb Jahre dauernde Corona-Flaute zu überwinden.
»Wir müssen alle unsere Musikerinnen und Musiker sowie neue Mitglieder wieder zum aktiven Musizieren gewinnen«, betont Susanne Galisch. Um das Gemeinschaftsgefühl wiederzubeleben, waren die Mitglieder zu einer gemeinsamen Radtour von Karben nach Ilbenstadt aufgebrochen, um danach rund um den Grill der Pfadfinder in Burg-Gräfenrode miteinander ins Gespräch zu kommen.
Neu belebt werden soll nach der Pandemie auch wieder der Kontakt zu den Partnerorchestern in Italien und im Elsass. Im letzteren hat eine ehemalige Querflötistin der Stadtkapelle ihre neue musikalische Heimat gefunden, wie Robert Koch informiert. Nicht aus dem Blick verloren werden darf bei allen Aufgaben und Herausforderungen die Nachwuchsarbeit. Und darum hieß es im April für die Nachwuchsmusizierenden aller drei Jugendorchester: die Musikinstrumente einpacken, in den Bus steigen und zur Probe nach Schlitz in die Landesmusikakademie Hessen fahren. Wieder ausgebildet werden unter dem Vereinsdach Oboisten und Fagottisten.
Gleich zu Anfang musste das Vorstandstrio viele Auftritte organisieren. Dazugehörten Konzerte auf dem Klein-Kärber Markt, die Maikonzerte der Jugendorchester, das Konzert auf dem Kloppenheimer Straßenfest und die Auftritte beim Stadtjubiläum. »Dafür und für unsere kommenden Konzerte mussten und müssen wir unser Repertoire auffrischen und uns neue, ansprechende Literatur erarbeiten«, berichtet Claus Carsten Behrendt.
Wie gut das bereits geklappt hat, können die Besucherinnen und Besucher beim Auftritt der Stadtkapelle Karben am letzten Tag des »Karben Open Air« am Sonntag, 21. August, hören. Dann klingt das genreübergreifende Festival mit den für Stimmung und gute Laune sorgenden Klängen der Stadtkapellen-Musiker aus.
Doch damit sind die Planungen für die Proben und Auftritte in diesem Jahr noch lange nicht abgeschlossen. So finden im November die Proben für die Weihnachtskonzerte des sinfonischen Blasorchesters statt, die für den dritten Advent terminiert sind.
»Wir wollen unsere Konzertstruktur überdenken und auf den Prüfstand stellen. Wir suchen zudem nach neuen Auftrittsmöglichkeiten für alle unsere Orchester«, kündigt Claus Carsten Behrendt an. Dies sei neben dem Ausbau der Qualität eins der vorrangigen Ziele für die Orchester. »Wir arbeiten daran, unser Niveau von vor der Pandemie wiederzuerlangen. 2019 haben wir den Hessischen Orchesterwettbewerb gewonnen und kurz vor dem Lockdown unser Preisträgerkonzert im HR-Sendesaal gespielt. Dieses Niveau wollen wir wieder erreichen.«
Größter Wunsch ist
ein Haus der Musik
Ausprobieren wollen die Orchester neue Probenmöglichkeiten mit neuen Formaten und eventuell neuen Dirigenten. Über das Vereinsleben und das Geschehen in den Orchestern soll zudem im November die neue Ausgabe der Vereinszeitung »Guter Ton« berichten«. Kreiert werden soll zudem ein pfiffiger Social-Media-Auftritt. Der größte Wunsch der Musiker besteht aber nach wie vor in einem Haus der Musik mit ordentlichen Probenräumen mit einer guten Akustik und Sichtkontakt sowie sicherem Lager für alle schweren Musikinstrumente. Von Christine Fauerbach