Die Ortsdurchfahrt von Groß-Karben soll runderneuert werden. Seit Jahren wird das Projekt geplant. Dennoch gerät es nun in Zeitnot. Denn damit Fördergelder vom Land fließen, müssen die Bagger bald rollen. Ohne fertige Umgehungsstraße aber droht ein Verkehrschaos.
Karben. Hübsch bunt sehen die Pläne aus. Bäume sollen hier und da neben Parkplatzstreifen wachsen, wo derzeit noch eine schier endlose Auto- und Lasterkolonne durch Groß-Karben rumpelt. „Geplante Engstelle“ nennen die Planer das. Gäbe es die schon heute, würde wohl der Verkehr vollends zusammenbrechen.
Wenn aber die Karbener Nordumgehung fertig ist, soll die Verkehrsmenge auf Bahnhof- und Heldenberger Straße, auf Ludwig- und Burg-Gräfenröder Straße um bis zu drei Viertel reduziert werden. Für die seit Jahrzehnten geplagten Anwohner lockt nicht nur Ruhe, sondern danach eine komplett runderneuerte Ortsdurchfahrt. Es wird das große Finale für die Dorferneuerung; 2,1 Millionen Euro teuer.
Doch das Projekt gerät zusehends in Zeitnot: Es hängt auf Gedeih und Verderb an der Nordumgehung. Erst wenn die Fahrzeuge um den Ort herumfahren können, kann im Ort gebaut werden. „Das ist alles eng getaktet“, räumt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein. „Das muss gut ineinander laufen.“
Zeitlich eng
Zeitlich eng wird es, weil das Dorferneuerungsprogramm 2016 endet – und nur so lange fließt Fördergeld vom Land. Angesichts der Millionenkosten kann die Stadt darauf nicht verzichten. Der Zeitdruck aber steigt auch, weil das Baugebiet Waldhohl in den Startlöchern steht. Vor einigen Tagen erst haben die Stadtverordneten den Startschuss fürs Genehmigungsverfahren gegeben.
Doch bevor das erste Haus am Hang zwischen Heldenberger Straße und der Kurt-Schumacher-Schule gebaut werden kann, muss die Stadt einen neuen, größeren Kanal die Heldenberger Straße hinunter legen. Auch dafür muss monatelang die Ortsdurchfahrt gesperrt werden. „Das muss 2016/2017 geschehen“, sagt der Bürgermeister.
Nachdem der Bau der Nordumgehung inzwischen „nur“ (so Rahn) eine Verspätung von zwei Monaten hat, sorgen sich die Planer im Rathaus darum, dass alles zeitlich hinhaut. Wenngleich Fachmann Ekkehart Böing aus der Verwaltung beruhigt: Auch in Rendel sei die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt im Jahr 2009 erst auf den letzten Drücker gelaufen, habe aber zeitlich gut geklappt.
Inzwischen hat ein Fachbüro die konkreten Pläne und Kostenberechnungen für die Umgestaltung der Groß-Karbener Ortsdurchfahrt fertig. Basis dafür ist laut Bürgermeister das Gesamtkonzept, das Bürger und Stadtteilpolitiker für die Dorferneuerung erarbeiteten.
Die Pläne sehen entlang der Bahnhofstraße breitere Gehwege vor, damit es Passanten angenehmer haben. Weil viel weniger Verkehr fließt, werden die Fahrspuren enger. An den „geplanten Engstellen“ mit Parkplätzen und Bäumen wird es so eng, dass Fahrzeuge bei Gegenverkehr aufeinander warten müssen – was den Verkehr bewusst beruhigen soll. Helfen soll auch ein einheitliches Pflaster auf Fahrbahn und Gehweg, die ohne Bordstein auf einem Niveau verlaufen. Luftiger gestaltet werden soll der Platz am Kreuzgass-Brunnen. Dafür werden die Stopps der Bushaltestelle Schloss um die Ecke herum in die Bahnhofstraße verlegt.
Kreisel an Gehspitze
Das hilft zugleich den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen, wenn die Linienbusse direkt am Bordstein halten – bisher ein Manko, auf das die Busfahrer aufmerksam gemacht hatten. Auch bremsen die großen Fahrzeuge zusätzlich den Verkehr, wenn sie auf der Fahrbahn anhalten.
Über mehr Platz rund um den Brunnen dürfte sich beispielsweise das dortige Eiscafé freuen. Münden soll die umgestaltete Ortsdurchfahrt in den künftigen Kreisverkehr an der Gehspitze. Auch dafür sind nun die Pläne fertig. Er soll mit 36 Metern Durchmesser Bahnhof- und Homburger Straße sowie die Straße Am Breul verknüpfen – für 530 000 Euro.
Ein Jahr Zeit bleibe noch, um alle Planungen und Beschlüsse zu machen, erläutert Planer Böing. „Ende 2015 müssen wir den Antrag auf Fördermittel stellen.“ Im Jahr darauf müssten die Bagger rollen – und zwar mindestens zwischen Waldhohl und der Kreuzung am Kreuzgass-Brunnen.
Damit das klappt, wird die Stadt nicht warten können, bis die Nordumgehung ganz fertig ist. „Dafür muss der Abschnitt bis zur Brunnenstraße vorher in Betrieb gehen“, sagt Rahn. „Das ist nicht ideal, aber anders funktioniert es nicht.“ (den)