Bad Vilbel. Zum 1. Oktober wird der in Bad Vilbel wohnende Journalist Uwe Wittstock (55) neuer Literaturchef des Nachrichtenmagazins „Focus“, das in München erscheint. Wittstock war langjähriger Literaturredakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Von 2000 bis 2002 war der gebürtige Leipziger stellvertretender Feuilletonchef der Springer-Zeitung „Die Welt“ und berichtete zuletzt als Kulturkorrespondent in Frankfurt am Main für diese Tageszeitung.
„Zunächst werde ich nach München pendeln, meine Familie bleibt in Bad Vilbel wohnen und ich werde hier auch die Wochenenden verbringen“, sagte Wittstock am Montag auf Anfrage dieser Zeitung.
Zur Neugestaltung des künftigen Konzeptes für das Literaturressort des in diesem Bereich dahindümpelnden Magazins wollte sich Wittstock nicht näher äußern. Das wäre verfrüht, ließ er durchblicken. Er habe „viele Ideen und Pläne und werde sehen, welche ich davon verwirklichen kann.“
„Die Berufung von Uwe Wittstock wird das literarische Profil des Magazins schärfen“, erklärten die Focus-Chefredakteure Uli Baur und Wolfram Weimer. Weimer und Wittstock sind alte Bekannte, sie haben bereits vor zehn Jahren bei der „Welt“ zusammengearbeitet. Erst vor kurzem baute das Burda-Magazin sein Kulturressort aus und startete einen „literarischen Salon“, in dem Schriftsteller wie Botho Strauß, Peter Handke und Martin Mosebach schreiben.
Uwe Wittstock ist auf dem Gebiet der Literatur eine bekannte Größe. Er verdiente sich unter anderem Sporen als leitender Lektor beim S. Fischer Verlag und Herausgeber der Hauszeitschrift dieses Verlags, der „Neuen Rundschau“. Wittstock ist außerdem Autor mehrerer Bücher. Zuletzt erschienen von ihm: „Nach der Moderne. Essay zur deutschen Gegenwartsliteratur in zwölf Kapiteln über elf Autoren“ (2009), „Die Büchersäufer. Streifzüge durch den Literaturbetrieb“ (2007) und „Marcel Reich-Ranicki. Geschichte eines Lebens“ (2005).
1989 wurde Wittstock mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet. 2006 vergab er als alleinverantwortlicher Vertrauensmann der Kleist-Gesellschaft den Kleist-Preis an den Schriftsteller Daniel Kehlmann.
In Bad Vilbel machte sich der am 5. Juni 1955, in Leipzig geborene Journalist, Autor und Literaturkritiker einen Namen als Mitbegründer und Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Rettet die Amiwiese“, die ihre Interessen und die Ruhe in der Heilsberger Carl-Schurz-Siedlung durch ein neues, vier Hektar großes Wohnbaugebiet („Taunusblick“) gefährdet sah. Die Gruppe versuchte, dieses Wohngebiet zu verhindern. Ihr Ziel hat die BI verpasst, dennoch war ihr Sprecher Uwe Wittstock am Ende nicht unglücklich über den Ausgang. Die Bürgergruppe erreichte nämlich einen Kompromiss, was die Bebauungsdichte, aber auch die geplante Verkehrsführung auf dem Heilsberg betrifft. Wittstock und Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) unterzeichneten nach langem Ringen um die Lufthoheit über dem Baugebiet „Taunusblick“ außergerichtlich ein Kompromisspapier und beendeten damit den Disput.