Dass Menschen, solange sie leben, auf der Suche sind, ist eine Formel, die uns glatt über die Lippen geht. Wir suchen nach Liebe, nach Glück, nach Lebenssinn. Seitdem nun auch noch die Suchmaschinen des Internet in unseren Alltag getreten sind, ist das Suchen auf dem besten Weg, zum Volkssport zu werden. Weit seltener ist vom Finden die Rede.
Zumindest die Suche nach Lebenssinn scheint nie zu Ende zu kommen. Sie treibt uns vorwärts, solange wir leben. Und dann kann es sein, dass wir plötzlich auf einen verheißungsvollen Satz stoßen: „Gott spricht: Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, so will ich mich von euch finden lassen“ (Jeremia 29,13-14).
Eine wunderbare Einladung. Da gibt es eine Instanz, die nicht erst die Finder, sondern bereits die Suchenden belohnen will. Das ist mehr, als uns sonst versprochen wird. Das müsste doch motivieren.
Nur: Gott suchen, wie macht man das? Auch ich zögere mit einer schnellen Antwort. Die traditionellen Hinweise „in der Kirche“ oder „in der Bibel“ sind oft wenig hilfreich. Die Bibel liest sich nicht so einfach wie ein moderner Ratgeber, und die Kirche erleben viele Suchende zunächst wie eine geschlossene Gesellschaft, mit der sie keine gemeinsame Sprache verbindet.
Ich denke, die erste Antwort müsste sein: Suche nach Spuren Gottes in deinem Leben. Nimm wahr, wie sich so manches auf ganz unvorhergesehene Weise gefügt hat. Sind nicht Aufgaben auf dich zugerollt, von denen du nie gedacht hättest, dass es deine werden könnten? Sind nicht Menschen in dein Leben getreten, die darin eigentlich nicht vorgesehen waren?
Ist dir das, was man Lebensplanung nennt, nicht oft genug auf schmerzhafte Weise durchkreuzt worden?
Mit welchem Gewinn? Schau genau hin und lerne, deine Umwege anzunehmen, sie vielleicht sogar zu lieben. Sie sind wichtig. Du könntest Gottes Fußspuren darin entdecken.
Werde aufmerksam für den leisen Flügelschlag deines Schutzengels. Du hast ihn schon oft in Anspruch genommen.
Geniere dich nicht, einfach mal Danke zu sagen. Lass wenigstens gastweise den Gedanken in dich hinein, dass Gott etwas mit dir vorhaben könnte.
Wenn du auf diese Weise hellhörig geworden bist, wirst du vielleicht auch neugierig werden auf die traditionellen Möglichkeiten, Gott zu finden. Womöglich wirst du auch neugierig werden auf das, was in der Bibel über das Wirken Gottes gesagt wird. Und auf das, was in der Kirche verkündet und gefeiert wird.
Pfrin. Dr. Irene Dannemann,
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel – Heilsberg