Nidderau. Manche Tiefschläge, die das Leben unvermutet austeilt, lassen sich nicht so einfach wegstecken. Besonders dann nicht, wenn man erst fünfzehn ist und die Eltern bei einem Autounfall verliert. Da liegt es nahe, Trauer und Verzweiflung mit Alkohol zu betäuben, bis das eigene Leben nutz- und wertlos erscheint.
Marcus Huder und Maximilian Lindner aus dem 9. Schuljahr der Bertha-von-Suttner-Schule haben aus diesem Stoff einen ebenso nachdenklichen wie ermutigenden Kurzfilm gemacht und ihn bei dem diesjährigen Wettbewerb „Meine Ausbildung – Schüler führen selbst Regie“ des Hessischen Rundfunks eingereicht. Die Jury war so beeindruckt von der Leistung der beiden Jungen, dass sie dem Film außerhalb der Konkurrenz einen Sonderpreis von 1000 Euro zuerkannte. Der Film „Schicksal ist kein Grund“ der beiden Neuntklässler hat nach Ansicht der Jury den Sonderpreis verdient, weil er ein wichtiges Thema aufgreift, das man nicht ohne weiteres mit Ausbildung in Verbindung bringen würde: Wie sehr persönliche Schicksalsschläge zu Blockaden und Resignation führen können.
Nicht immer muss es, wie im Film, der Tod naher Verwandter sein. Schicksalsschläge können auch Krankheit, Behinderung, ein gewalttätiger Vater, eine trinkende Mutter sein.
Der jugendliche Hauptdarsteller zeigt in seinem Film realistische Verhaltensweisen: Er versinkt in Selbstmitleid und versucht seine Probleme im Alkohol zu ertränken. Erst als sich auch seine Freunde von ihm abwenden, scheint er zu begreifen, dass Schicksal kein Grund ist, sich hängen zu lassen, sondern nur als Vorwand dient, die Ausbildungsplatzsuche auf die lange Bank zu schieben. Welche Überwindung schließlich dazu gehört, sich dann doch wieder dem Leben zu stellen, zeigt die Szene vor seiner Bewerbung.
Die beiden jungen Autoren des Films zeichnet aus, dass sie sich an ein solches Thema herangewagt haben. Der Preis will die beiden Schüler auch für ihren versierten Umgang mit den Gestaltungs- und Ausdrucksmitteln des Mediums Film belohnen. Dass ihr Filmprojekt so gut gelungen ist, liegt auch daran, dass Marcus und Max schon einige Jahre ihr Hobby gemeinsam betreiben und in dieser Zeit laufend perfektioniert haben.
Bereits zum dritten Mal hatte der Hessische Rundfunk mit dem Wettbewerb „Meine Ausbildung – Schüler führen selbst Regie“ Schüler aufgerufen, die Ausbildungssituation in ihrer Region zu untersuchen und in einem Film zu dokumentieren. Insgesamt mehr als 60 Schulen aus ganz Hessen hatten sich beworben, zehn Projekte waren von einer Jugendjury für das Finale ausgewählt worden. (zlp)