Die Stadt Frankfurt macht ernst: Ab Ende 2019 sollen die von Bad Vilbel kommenden Diesel-Busse der Linie 30 nicht mehr bis in die Innenstadt der Mainmetropole fahren. Stattdessen soll der Takt der streckenweise parallel fahrenden Straßenbahnlinie 18 verdichtet werden. Für Frankfurt ist es ein Baustein, um Diesel-Fahrverbote zu verhindern. Doch Pendler und Bad Vilbeler reagieren sauer.
Bad Vilbel. Wer als Pendler aus Bad Vilbel in die Frankfurter City möchte, steigt in die Buslinie 30 und rollt bequem die Friedberger Landstraße hinunter bis zur Konstablerwache. Bald aber wird es unbequemer. Denn Frankfurt will die angenehme Direktverbindung kappen.
»Wir werden voraussichtlich ab Dezember 2019 die Fahrten der Buslinie 30 zwischen Lokalbahnhof und Friedberger Warte durch Verstärkung der Straßenbahnlinie 18 ersetzen«, kündigt Klaus Oesterling (SPD), Verkehrsdezernent der Mainmetropole, an. Zuvor hatte Frankfurts CDU-Fraktionschef Michael zu Löwenstein diese Idee ins Gespräch gebracht.
Mehr Straßenbahnverkehr sei erfreulich, sagt der Frankfurter Andreas Christopher vom Fahrgastverband Pro Bahn und Bus Hessen. Trams seien bequemer als Busse. Jedoch schwäche das Unterbrechen der Direktverbindung die Attraktivität der Verbindung, kritisiert der Fahrgastvertreter. »Das halte ich für schlecht, weil dann die Bad Vilbeler umsteigen müssen.« Und zwar zwischen Bus und Tram an der Friedberger Warte.
WYSOCKI IST ALARMIERT: »Durch die Kürzung droht ein Mehr an Individualverkehr«, warnt Bad Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU). Die Erfahrung zeige, dass Pendler direkte Verbindungen bevorzugten. Mit mehr Autos auf der Friedberger Landstraße rechnet Stadtrat Oesterling hingegen nicht – weil das Autofahren nach Frankfurt hinein bald eher unattraktiver werde. »Im Sinn der Luftreinhaltung wird es für den Autoverkehr innerhalb Frankfurts weitere Einschränkungen geben«, zum Beispiel höhere Parkgebühren.
Die Umstellung von Dieselbuslinien auf Straßenbahnfahrten sei ein wichtiger Baustein, um die Luft in der Innenstadt sauberer zu bekommen. Kurz vor Weihnachten soll vor Gericht entschieden werden, ob das Fahrverbot schon ab Februar gilt, wie es die Deutsche Umwelthilfe fordert. Nun will die Kommune die Richter mit ihren Bemühungen überzeugen, dass zunächst noch das Berufungsverfahren abgewartet wird.
Bei diesen Bemühungen ist die 30er-Umstellung ein Aspekt. Damit könnten 80 Dieselbusfahrten pro Tag vermieden werden, erklärt Oesterling. »Wir wollen den Nahverkehr innerhalb des Alleenrings so umgestalten, dass dort nur noch Null-Emissionsfahrzeuge eingesetzt werden.«
Um die 30er-Busse zu ersetzen, will er die Straßenbahnlinie 18 in der Rush-hour alle 5 statt bisher alle 7,5 Minuten rollen lassen. Fünf weitere Bahnen seien dafür nötig. Die Zusatzfahrten sollen bis Lokalbahnhof in Sachsenhausen verkehren. Hier soll auch der Südast der Linie 30 vom Hainer Weg her kommend enden.
ALTE BAHNEN REAKTIVIERT: Und wo zaubert Oesterling die Straßenbahnen her? Schon jetzt fehlen der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) Fahrzeuge. Sie muss Bahnen der Baureihe P zurückholen: Die Oldies aus den 70er-Jahren sind weder barrierefrei, noch klimatisiert.
43 neue Trams hat die Stadt zwar bestellt. Sie werden aber erst ab Ende 2020 geliefert und sind schon als Ersatz für alte Bahnen verplant. »Wir haben noch zehn Optionen, und es wäre eine Überlegung, weitere fünf Trams zu bestellen«, sagt Klaus Oesterling. Zunächst aber müssten weitere fünf P-Wagen reaktiviert werden. So droht den Bad Vilbelern ab Ende 2019 nicht nur ein erzwungenes Umsteigen, sondern auch noch eine alte Straßenbahn. Das sei »ein fatales Zeichen in den Bemühungen, den ÖPNV zu stärken«, findet Bad Vilbels Verkehrsstadtrat Wysocki. »Auf der Pendler Rücken sollen die Probleme des Dieselskandals gelöst werden.« (den)