Karben. Viele Menschen in Okarben sind sauer: Die Volksbank Mittelhessen will zum 28. November ihre Filiale in der Hauptstraße schließen. Nun fordert Ortsvorsteher Matthias Flor (SPD) die Volksbank auf, diese Entscheidung zu überdenken. Er reagiert auf die Proteste von Bürgern. Für die Bank ist das Reduzieren ihrer Präsenz in Karben von zwei auf eine Geschäftsstelle „Fakt“. Sprecherin Elisabeth Grote: „Die Geschäftsstelle Okarben lässt sich einfach aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht weiter betreiben.“
Das will Ortsvorsteher Flor allerdings nicht akzeptieren. „Insbesondere ältere Bürger sind von der Entscheidung extrem stark betroffen, weil die Möglichkeit, eine andere Geschäftsstelle aufzusuchen, oft nur theoretisch gegeben ist.“ Genau das schlug die Volksbank ihren Kunden vergangene Woche per Brief vor: Alle Dienstleistungen könnten sie in der Filiale in der Homburger Straße in Groß-Karben in Anspruch nehmen. Dorthin könne jeder bequem mit der S-Bahn sowie dem Stadtbus gelangen.
Auch die beiden Mitarbeiterinnen seien künftig dort eingesetzt, berichtet Banksprecherin Grote. Die beiden seien dort ohnehin stationiert und kämen nur noch für jeweils zwei Stunden Öffnungszeit an zwei Wochentagen nach Okarben. Außerdem wolle die Volksbank das Angebot persönlicher Beratung bei den Kunden zu Hause weiter ausbauen. Es seien in den vergangenen Jahren bereits viele nach Groß-Karben und „einige“ zu Direktbanken gewechselt. Und gegen „die Tendenz“, dass in kleinen Orten immer weniger Geschäfte durchhielten, „kommen wir auch nicht an“, sagt Grote.
Dass die Volksbank „nicht in allen Stadt- und Ortsteilen“ jeden Service bieten könne, räumt Ortsvorsteher Flor ein. Dass die Bank sich aber auf einen Schlag vollständig zurückzieht, sei „unverständlich“ und „in keiner Weise zu akzeptieren“. Minimum sei, dass ein Geldautomat bleibe, damit die Kunden wenigstens weiterhin Geld abheben könnten. Selbst das aber rechnet sich nicht, sagt die Volksbank. Auch habe man nicht vor, mit der Sparkasse zu sprechen, ob Okarbener Volksbankkunden wenigstens am Okarbener Sparkassen-Geldautomaten kostenlos abheben können. Stattdessen verweist die Sprecherin auf die anderen Automaten der Genossenschaftsbanken in Deutschland, die die Volksbankkunden kostenlos nutzen können.
Dass solche Lösungen nicht einmal geprüft wurden, entsetzt den Ortsvorsteher. Flor zieht nun ein Ass aus dem Ärmel: Im Verschmelzungsvertrag mit der Karbener Volksbank habe sich seinerzeit die Wetterauer Volksbank zum Erhalt der Zweigstelle verpflichtet, berichtet er. Nachfolger der Wetterauer ist nun die mittelhessische Volksbank. „Ich lasse nun juristisch prüfen, ob das auch für die Volksbank Mittelhessen nach deren Übernahme der Wetterauer Volksbank gilt.“ Das könne zwei, drei Wochen dauern. „Unsere Einflussmöglichkeiten sind gering“, gibt Flor zu. „Aber wir wollen sie nutzen.“ (den)