Gegen die Kritik am viergleisigen S-Bahn-Ausbau zwischen Friedberg und Frankfurt-West wenden sich die Stadt und die Grünen-Fraktion. Allerdings fordern die Grünen, dass für die Bahn keine Ausnahmen mehr beim Lärmschutz („Schienenbonus“) gemacht werden dürften.
Bad Vilbel. Bei einer Podiumsdiskussion mit Bahn-Vertretern in Bonames kamen vor allem die Skeptiker zu Wort (siehe S. 3). Sie befürchten Belastungen mit Lärm und Güterverkehr. Dagegen beziehen jetzt der Bad Vilbeler Magistrat und die Grünen Stellung.
Der Ausbau für die S-Bahn-Linie S6 sei „notwendig und alternativlos“, so Kathrin Anders. „Bereits jetzt ist die Main-Weser-Linie hoffnungslos überlastet“, betont Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Es seien „die täglich nach Frankfurt einfahrenden Pendler, die das überragende Gewerbesteueraufkommen erarbeiten, von denen wiederum auch die Frankfurter Bürger aus der lautstarken Anti-Ausbau-Interessengruppe profitieren“, merkt Frank an.
Güterverkehr wächst
Ein Problem sei jedoch der Güterverkehr, so Frank. Bereits jetzt gebe es mehr als genug Kapazität für den Schienengüterverkehr. Ohne die beim Ausbau vorgeschriebenen Lärmschutzmaßnahmen würde der Lärm „erheblich anwachsen, ohne dass rechtliche Möglichkeiten bestünden, sich dagegen zu wehren oder Ansprüche auf Lärmschutz zu erheben.“ Aus einem Gutachten des Umweltbundesamtes gehe hervor, „dass Güterzüge tendenziell immer länger werden und dass mit den Fortschritten bei der Brems- und Signaltechnik auch die Abstände zwischen den Güterzügen weiter verkürzt werden können. Auch ohne zusätzliche Gleise können die Güterverkehre also anwachsen.“ Nach der Lärmsanierungsrichtlinie der Bahn seienGrenzwerte von 60 dBa in der Nacht zumutbar. Hingegen verlange die Verkehrslärmschutzverordnung einen Nachtwert von 54 dBa, so Frank. Doch die Regelung greife nur bei einem grundlegenden Um- und Ausbau einer Schienenstrecke.
„Der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn wird von mir ausnahmslos unterstützt“, betont die grüne Landtagskandidatin Kathrin Anders. Die Notwendigkeit des Ausbaues ergebe sich auch aus der Pendlerstatistik des Wetteraukreises. „Alle diese Menschen müssen jeden Tag zur Arbeit fahren und ihren Lebensunterhalt verdienen“, so Anders. „Die Alternative zum täglichen Stau auf den Autobahnen A 45 und A 5 ist nur der öffentliche Nahverkehr auf der Main-Weser-Bahn.“
Ein grundsätzlich anderes Problem stelle der Güterverkehr entlang von Wohngebieten dar, sagt Anders und betont: „Das damit verbundene Lärmproblem ist jedoch kein logisch folgendes Problem des Streckenausbaues und künftig vermehrten Güterverkehrs. Es handele sich um ein „technisches Problem von teilweise überalterten, rappelnden und scheppernden Güterwagen auf nicht lärmgemindernden Trassen. Auf keiner Straße in Deutschland kommen dreißig Jahre alte Lastwagen zum Einsatz. Bei der Bahn fahren aber 30 Jahre alte Waggonsn.“
Die Bahn nehme sich „ Freiheiten heraus, die bei anderen Verkehrs- und Transportsystemen als strafwürdig erscheinen und vom TÜV geahndet würden“, kritisiert die Grüne. „Statt unsinnige, milliardenschwere Prestigeprojekte wie den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs durchzupeitschen, ist es sinnvoller, das Geld für die Modernisierung der Strecken, für Lärmschutz und moderne Güterwaggons auszugeben.“