Karben. Über einen langen Holzsteg, der knapp über der Wasseroberfläche zu schweben scheint, kommt der Gast über einige Stufen zu der geräumigen Terrasse. Dort kann er es sich unter einem weißen Sonnensegel auf einer Strandliege bequem machen und seinen Blick über das Meer schweifen lassen. Allerdings nur wenn er nicht größer als 15 Millimeter ist. Denn die geräumige Strandbar von Carla Ribeiro ist ein Modell. Maßstabsgetreu hat sie, wie ihre zwölf Mitschüler des Kunst-Leistungskurses der Kurt-Schumacher-Schule unter Leitung von Oberstudienrätin Angelika Beck, ein Architekturmodell zum Thema „Träume und Visionen“ gebaut.
Bei einer Ausstellung stellten die jungen Künstler ihre Werke im Bürgerzentrum vor. Für das erste Halbjahr der 13. Klasse steht für das Fach Kunst „Architektur ab dem Jahr 1945“ auf dem vom Bundesministerium vorgeschriebenen Lehrplan. Bei Exkursionen nach Frankfurt, Bad Homburg und zum Dom nach Speyer wanderten die Schüler auf architektonischen Spuren. Doch der Zeitplan war aufgrund des in diesem Jahr erstmals vollzogenen Landesabiturs sehr straff.
„Die Ausflüge und die Modelle haben wir uns zeit- und geldmäßig aus den Rippen geleiert“, sagt Beck. „Unter jetzigen Zuständen ist das, was wir gemacht haben, eigentlich nicht möglich.“ Wegen des enormen theoretischen Wissens, dass die Schüler für das Abitur lernen müssten, bleibe im Unterricht kaum genügend Zeit für kreative Projekte. Deshalb arbeiteten die Kunstschüler in den Ferien an ihren Entwürfen und investierten neben ihrer Freizeit auch ihr Taschengeld, da manche der Modelle sehr aufwendig gestaltet sind.
Doch nicht jede Vision der Abiturienten beinhaltet die Idee Cocktail schlürfender Touristen unter Palmen. Tillmann Aechtners Modell „Besetzter Klotz“ eröffnet eine ganz andere Welt. Er stellt sich vor, dass sein grauer Betonbunker ein kultureller Treffpunkt wird, eine Nische, die abseits vom Massenkonsum einen Platz für die Punkkultur freihält, erklärt er. Die Idee seines Traums sollte seine Einstellung und seinen Musikgeschmack widerspiegeln.
Auch Katharina Szilagyi hat sich gegen die Strandidylle entschieden. „Das war mir zu langweilig“, sagt sie und öffnet den halbrunden Deckel ihres Modells, unter dem sich die Welt einer kleinen Trinkhalle entblößt. „Ich wollte etwas machen, das ich mit Frankfurt verbinde“, erklärt sie. Wirklich schwierig sei das halbrunde Ende des kleinen Kiosks gewesen, der so ähnlich auch auf der Berger Straße in Frankfurt zu finden sein soll, erklärt Katharina. Vorher in Trinkhallen umgesehen hat sie sich nicht, dafür aber mit der Geschichte der Trinkhalle befasst.
Den Schülern soll beigebracht werden, Orte theoretisch zu beleuchten. „Wenn meine Schüler jetzt durch Frankfurt gehen, haben sie einen viel wacheren Blick.“ Das hätten sie ihr bestätigt, sagt Angelika Beck.