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Vilbels Innenstadt: Wie ein Shopping-Center ohne Dach

Jochen Lukarsch wurde als Nachfolger von Monika Delazer zum Vorsitzenden des Gewerberings gewählt. Foto: Rinkart
Jochen Lukarsch wurde als Nachfolger von Monika Delazer zum Vorsitzenden des Gewerberings gewählt. Foto: Rinkart

Jochen Lukarsch folgt Monika Delazer im Vorsitz des Gewerberings • Die Ziele bleiben die alten – genau wie die Herausforderungen

Bad Vilbel. Sie könnte wehmütig sein, gar Sorgen erfüllt: Ein Amt nach zehn Jahren abzugeben, könnte schmerzlich sein, doch Monika Delazer wirkt ganz entspannt: »Wir sind richtig gute Freunde geworden«, lacht sie und blickt zu ihrem Gegenüber. Dort sitzt der Mann, der sie nun beerbt: Jochen Lukarsch, Metzgermeister und Partyservice-Chef aus Bad Vilbel, leitet fortan die Geschicke des Vilbeler Gewerbevereins.
Das ist wahrlich keine einfache Aufgabe, denn die Vereinsmitglieder sind allesamt voll berufstätig. Wer etwa in den Ruhestand geht, kann kein Mitglied im Gewerbering sein. Somit gibt es aus Prinzip keine Rentner oder Jugendliche im Verein, die – von Freizeit gesegnet – die übrigen Mitglieder entlasten könnten.
So bedurfte es schon ein klein wenig Überzeugungsarbeit, ehe Lukarsch bereit war, das Amt zu übernehmen. »Es gab schon die Sorge, wie geht es jetzt weiter? Für mich war Moni schon immer die Chefin«, sagt der 40 Jahre alte Metzger. Doch auch er brennt für die Sache, und Zeit genug, sich das Ganze zu überlegen, hatte er auch: »Ich habe bewusst bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass das mein letztes Jahr als Vorsitzende sein wird«, blickt die Inhaberin des Sportmodegeschäfts »world of sports« zurück.
VOR DER AUFLÖSUNG
Damit wollte sie ihrem Verein die Zeit geben, sich neu zu sammeln. »Als ich den Vorsitz übernommen habe, stand der Verein fast vor der Auflösung«, erinnert sie sich. Einige Läden der Stadt hätten altersbedingt geschlossen und auch das Vereinsleben im Gewerbering dümpelte nur noch so vor sich hin.
MEHR ALS 100 MITGLIEDER
Inzwischen hat der Verein wieder über 100 Mitglieder, darunter auch viele große Firmen der Stadt, und alle Hände voll zu tun. Denn der Gewerbering möchte mehr bewegen, als reine Lobbyarbeit für seine Geschäfte, er will selbst das Lebensgefühl in der Stadt prägen und die Aufenthaltsqualität an zentralen Punkten verbessern.
»Früher gab es in der Stadt noch drei, vier Metzger, da gab es Konkurrenz. Heute müssen wir alle zusammenarbeiten«, betont Jochen Lukarsch. Mit seinem Geschäft direkt am Marktplatz ist er in der Innenstadt gut verwurzelt und bekannt.
Nur wenn die Innenstadt wie »ein Shopping-Center ohne Dach« sei, könnte der lokale Einzelhandel auch in kleineren Städten blühen, sagt Lukarsch. Was seine Vorgängerin etabliert hat, will er weiterführen: das Bemühen um die verkaufsoffenen Sonntage, Aktionen auf Märkten und an Festtagen, das Leben in der Stadt bereichern.
Dabei sind es keine ruhige Zeiten, in denen Lukarsch das Steuer übernimmt. »Ich habe bereits sehr viele Termine. Durch die aktuelle Innenstadtentwicklung und den bevorstehenden Hessentag gibt es sehr viel zu tun«, berichtet er. Ein Ziel von Lukarsch ist, weitere große Vilbeler Unternehmen für den Gewerbering zu begeistern. Vor allem die Läden in der Neuen Mitte möchte er gewinnen.
Delazer wird jetzt nicht nur zusehen. Als Schriftführerin ist sie weiterhin Mitglied im geschäftsführenden Vorstand. Nach zehn Jahren als Vorsitzende und 19 Jahren im Vorstand, wurde es jedoch Zeit, in die zweite Reihe zurückzutreten: »Ich bin jetzt 50 geworden, habe geheiratet und möchte mehr Zeit füt mich haben«, sagt sie.
AUFS TEAM KOMMT’S AN
Lukarsch nickt, Delazer habe sich längst verdient gemacht, diese Entscheidung könne jeder im Verein verstehen. Denn Vorstandswechsel hin oder her: Viel entscheidender, da sind sich Delazer und Lukarsch einig, sei das gesamte Team: »Bei so vielen Aktionen braucht man Orga-Teams, das schafft ein Vorstand nicht alleine.«
Und genau auf dieses Team setzt nun auch Lukarsch: »Der Vorstand ist aufgefrischt, nun müssen wir schauen, welche Ideen jetzt sprudeln. Sollten die verkaufsoffenen Sonntage wegfallen, brauchen wir Ideen aller Mitglieder.« Es gibt einiges zu tun für den neuen Chef, doch im Notfall, das weiß er, kann er stets auf die Erfahrung seiner Vorgängerin zurückgreifen.

Der neue Vorstand:

Seit 2015 war Jochen Lukarsch Beisitzer im Gewerbering, nun ist er Vorsitzender und Monika Delazer Schriftführerin. Im Vorstand verbleit der 2. Vorsitzende, Steffen Kreiling (Schuh-Schmitt), neu hinzu kommt Martin Sänger (Frankfurter Sparkasse) als Kassenführer. Er übernimmt das Amt von Jenny Wießner, die in Mutterschutz ist. erigen Schriftführer Hans-Joachim Rüblinger Angelika Fleck-Clauss, Thomas Horinek, Rosa Mannino-Nardiello und Stella Zander.   (rin)