Schöneck. „Ist das wirklich alles, was die Gemeinde für die sieben Windräder in Schöneck erhalten soll?“ So fragte erstaunt der Kilianstädter Nils Schmidt, nachdem ihm Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) auf der Bürgerversammlung zum Thema „Windräder in Schöneck“ von etwa 20 000 Euro jährlichen Einnahmen und einer Einmalzahlung in Höhe von 105 000 Euro für die zu erwartenden Straßenschäden durch die Bauarbeiten berichtet hatte.
„Dafür kann man doch nicht eine so wertvolle Landschaft entlang der Hohen Straße verkaufen“, fuhr Schmidt dann unter dem Applaus der meisten der etwa 300 Besucher im großen Saal des Bürgertreffs fort.
Schöneck liege am Rande des Ballungsraums Rhein-Main mit all den dadurch bedingten Belastungen. Deshalb müsse man umso mehr darauf achten, dass „das bisschen Natur hier vor Ort nicht auch noch durch übermächtige Windenergie-Anlagen zerstört wird“, lautete ein weiterer Einwand.
Doch die Anhänger des Windenergie-Projektes in Schöneck ließen sich von derlei Fragen nicht beirren. „Denken Sie doch einmal an die Klimakatastrophe, die unaufhaltsam auf die Menschheit zukommt. Da muss doch jeder etwas dazu beitragen, um wenigstens das Schlimmste noch zu verhindern“, warnte beispielsweise der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Rauch die Zuhörer. Am Geld dürfte man das Vorhaben jedenfalls nicht festmachen, hier gehe es um existenzielle Dinge, die auch für die kommenden Generationen von Bedeutung seien.
Solche Fürsprachen waren für die meisten der Fragesteller bei dieser Informationsveranstaltung offenkundig zweitrangig. Sie interessierten vor allem die Auswirkungen, die von den rund 200 Meter hohen Windrädern in Schöneck ausgehen werden. Deshalb zweifelten viele auch immer wieder die Ausführungen der Fachleute der Projektgesellschaft Hessenenergie an, die sich auf ihre Gutachten beriefen, die 2004 für die ersten Anlagen erstellt worden waren, die aus wirtschaftlichen Gründen dann jedoch nicht verwirklicht wurden. Mit der heutigen Technik sei man jetzt aber in der Lage, die Wirtschaftlichkeit der Windräder schon bei weniger Wind herzustellen, versuchte Ingenieur Gerd Morber von Hessenenergie die Schönecker zu überzeugen. Doch der Zweifel an den Schall- und Schattenwurfgutachten sowie an den vielen anderen für das Genehmigungsverfahren erforderlichen Gutachten bei den Bürgern scheint begründet, denn die Bauanträge für die drei Windräder auf dem Galgenberg wurden zwischenzeitlich von der Genehmigungsbehörde, dem Regierungspräsidium Darmstadt, als unvollständig und teilweise fehlerhaft an das Unternehmen wieder zurückgeschickt. Im Laufe der Veranstaltung wurde deutlich, dass es den meisten Bürgern nicht um das Thema Windenergie an sich, sondern um die Standortfrage ging.
Während die drei Windräder auf dem Galgenberg wohl kaum noch zu verhindern sind, ist die Zukunft der vier Anlagen auf dem Gelben Berg jedoch noch ungewiss. Die Aufmerksamkeit gilt dem Planungsverband Rhein-Main, denn der muss den Flächennutzungsplan dafür ändern. Und in diesem Gremium scheinen sich Vorbehalte aufzutun.