Karben. Im September diesen Jahres hatte der Konzern Rewe einen so genannten „Karriere-Check“ in der Stadthalle in Oberursel veranstaltet. Dabei konnten knapp 1000 Schüler von über 20 Schulen aus dem Rhein-Main-Gebiet Berufe im Einzelhandel kennenlernen. Mit dabei war auch die Realschulklasse 10cR der KSS. Dass dabei sechs Schülern der Klasse Ausbildungsverträge angeboten wurden, war für sie und ihre Klassenlehrerin Elisabeth Hirtler eine Überraschung.
Die Schüler der 10cR machen im nächsten Jahr ihren Realschulabschluss, viele von ihnen sind derzeit auf der Suche nach Ausbildungsverträgen. Trotz der Vorverträge, die ihnen von Rewe angeboten wurden, überlegen sich die Schüler genau, was sie wollen.
„Ich jobbe sowieso schon im Einzelhandel, daher passt das mit dem Ausbildungsvertrag ganz gut“, sagt Kristin Unger. Doch sie habe den Vertrag noch nicht unterzeichnet und bespreche die Entscheidung mit ihren Eltern. „Für uns sind die 35 Vorverträge, die wir an diesem Tag den Schülern angeboten haben, verbindlich“, sagt Dieter Göwel, Bereich Personalentwicklung bei Rewe. „Mit dem unkonventionellen Pilotprojekt möchten wir zeigen, dass es neben der Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel für Lebensmittel oder Feinkost weitere Berufe gibt, etwa den des Kaufmanns für Bürokommunikation.“
Aus Sicht des Unternehmens sei es auch darum gegangen, den künftigen Nachwuchs kennenzulernen. So habe man mit den Schülern typische Verkaufssituationen durchgespielt, wie sie täglich in den Geschäften passierten, und getestet, wie sie in der Rolle des Verkäufers reagieren würden. „Aufgrund dieser Ergebnisse haben wir Vorverträge angeboten, und zwar auch ohne dass uns Bewerbungsunterlagen vorlagen“, sagt Göwel.
Hirtler ist seit drei Jahren Klassenlehrerin der 10cR. Sie sieht die Beteiligung ihrer Klasse als Chance für die Schüler: „Ich wusste vorher nicht, dass die Möglichkeit besteht, dass die Schüler Ausbildungsverträge bekommen. Mir ging es darum, ihnen ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten zu zeigen. Und ich sehe es als Chance, dass an diesem Tag mit ihnen Einstellungsgespräche geführt wurden und dass sie kostenlose Bewerbungsfotos machen konnten.“
Auch Schüler, die keinen Vertrag angeboten bekamen, profitierten offensichtlich von der Erfahrung. „Mir hat das Einstellungsgespräch als Vorbereitung für ein weiteres Gespräch geholfen, das ich ein paar Tage später bei einer anderen Firma hatte“, erzählt Dominik Barnhöfer. Für ihn sei die Ausbildung „eher die zweite Option“, meint Fardin Atay, denn er überlege, ob er Fachabitur machen wolle. Göwel überreicht als Dank fürs Mitmachen 200 Euro. Das Geld werde für das Klassenabschlussfest verwendet, kündigte Hirtler an.