Bad Vilbel. Das halbe Dutzend Piétrain-Jungschweine ließ sich vom ergiebigen Landregen nicht weiter stören und nuckelte im Zelt gemütlich an den Zitzen der gemütlich ausgestreckten Schweine-Mama. Doch auch die Besucher trotzen bei der inzwischen 53. Bad Vilbeler Bezirkstierschau der feuchten Witterung nicht nur im vollen Festzelt.
„So frisch!“, machte ein Vater seinen Sohn auf den Sauen-Nachwuchs aufmerksam. Doch die Tierschau ist nicht nur niedlich, sondern auch eine Leistungsschau, wo es etliche Medaillen, Auszeichnungen und Futtergutscheine zu gewinnen gab. Schon die Jüngsten, wie der sechsjährige Tom, geizten nicht mit fachkundigen Kommentaren: „Diese Kuh ist die Schönste!“
Der scheidende Marktmeister Kurt Hofmann schätzt dass 1500 bis 2000 Besucher zu der Tierschau gekommen sind. Eine Attraktion nicht nur für Züchter, sondern auch für Kinder.
Erstmals auf dem Viehmarkt war der neue Wetterauer Landrat Joachim Arnold (SPD) – und er war gleich voll des Lobes über „die beeindruckende Vielfalt“, die gute Organisation und vor allem die vielen Besucher. Das zeige die Verbundenheit zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Auch Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) würdigte in seiner Begrüßung die große Verbundenheit der Bad Vilbeler zu ihrem Viehmarkt und den Aufwand, den die Züchter für die Anreise in Kauf nehmen.
Die Tiere nahmen das feuchte Wetter gelassen hin, auch wenn sie, wie die zweijährige Jersey-Kuh Mira, sonst eher den Stall des Assenheimer Züchters Wyschka gewohnt ist, wie die elfjährige Vanessa erläutert: „Die Kühe mögen eher Kälte als Hitze.“
„So’n Wetter hab“ ich hier noch nicht erlebt“, klagt Ziegen-Züchter Dietmar Kurschat aus Florstadt, der seit 15 Jahren zur Tierschau kommt. Erstaunt fügt er hinzu, die Besucherzahlen seien deswegen nicht wesentlich weniger geworden.
Genaue Zahlen gefragt waren bei der Gewichtsangabe für Conners, den achtjährigen Schätzbullen aus Gründau. Der, so sein stolzer Besitzer, wurde 2006 sogar schon deutscher Meister.
Gerade Bad Vilbel sei wegen seiner Nähe zu Frankfurt ein idealer Ort für den Dialog zwischen Erzeugern und Verbrauchern, betonte der hessische Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel (CDU) nach seinem Rundgang. In Hessen liege der Anteil der Öko-Bauern bei acht Prozent, bundesweit seien es nur 4,2 Prozent. Dabei wolle er „nicht in den Subventionswettbewerb“ einsteigen, sondern den Landwirten bei der Vermarktung ihrer hochpreisigen Produkte helfen.
Im Zeitraum 2006 bis 2007 sei das Einkommen der hessischen Bauern sogar um 23 Prozent gestiegen. Allerdings sank ihre Zahl von 60 000 in 1980 auf jetzt nur noch 23 000. Außerdem sei die Globalisierung jetzt bei den Bauern angekommen. So sei die Milch-Krise entstanden, weil wegen der Dürre in Australien und Neuseeland der Milchpulver-Export nach China drastisch gesunken sei. Inzwischen regne es dort wieder. Dietzels Fazit: die Landwirte müssen sich auf schwankende Preise einstellen. Und überlegen, ob sie auf Ackerbau oder Energieproduktion setzten. Hungern müsse wegen der Biomasse-Produktion niemand, in Hessen gebe es etwa einen Getreideüberschuss von 30 %, so der Minister.