Viel Lachen, erschüttertes Schweigen und sogar eine Träne: Bei den Zuschauern hat die Premiere von „Honig im Kopf“ Emotionen geweckt. Die Geschichte des dementen Großvaters und seiner quirligen Enkelin ist aktueller denn je.
Bad Vilbel. Dass das Thema Alzheimer ein brisantes ist, weiß Karin Pitz genau. Ihre Oma war daran erkrankt, hat zum Schluss auch den Namen von Angehörigen vergessen. „Gerade in unserer heutigen, älter werdenden Gesellschaft ist das ein wichtiges Thema“, sagt sie. „Auch für die Angehörigen: In der Familie wird ja oft erst über frühe Anzeichen gelacht, doch mit der Zeit wird es nervig, dann belastend.“
Dass ihre Tochter Mascha Pitz das Thema als Regisseurin von „Honig im Kopf“ für die Burgfestspielsaison aufbereitet hat, macht Karin Pitz daher besonders stolz. „Die Launen ändern sich bei Alzheimer-Patienten ja oft von jetzt auf gleich. Das wird im Stück sehr gut deutlich.“
Genau diese kurzweilige, in den Augen eines weiteren Zuschauers „nicht zu rührselige“ Aufbereitung ist es, die nach der Premiere für lobende Gespräche, viel Applaus und einen deutlichen „Bravo“-Ruf sorgen.
Emotionale Reise: So nehmen Pitz und ihre vier Protagonisten das Publikum mit auf eine emotionale Reise von den ersten „verklebten“ Gedanken bis zum absoluten Loch im Kopf. Klassische Lacher – etwa, wenn Großvater Amandus (Peter Albers) heillos Namen durcheinanderwirft – sind dabei ebenso inklusive wie erschüttertes Schweigen, wenn die Ärztin Amandus ins Kreuzverhör nimmt oder ihm selbst dämmert, wie er „mehr und mehr zum Idioten wird“.
Für Luqas Bonewitz ist es vor allem die Kombination aus Amandus und seiner quirligen Enkelin Tilda (Marlene-Sophie Haagen), die den Besuch im Theaterkeller lohnend macht. „Das hat sie toll rübergebracht.“ So toll, dass einige Reihen vor ihm gar eine Träne bei einer jungen Zuschauerin kullert, als der sonst so heiteren Tilda bewusst wird, wie krank ihr geliebter Opa wirklich ist.
„Honig im Kopf“ basiert auf dem gleichnamigen Film von Deutschlands Leinwand-Liebling Til Schweiger – und in der über zweistündigen Kino-Fassung mit Dieter Hallervorden erntete die Tragikomödie allerhand Spitzen-Rezensionen. Für das Bühnenteam dürfte das eine besondere Herausforderung gewesen sein.
Nicht nur, weil zahlreiche Schlüsselszenen wie das nächtliche Wasserlassen in den Kühlschrank damit schon bekannt sind – in Bad Vilbel aber trotzdem noch für regelmäßige Lacher sorgen sollen. „Der Film ist ein völlig anderes Genre als das Theater“, erinnert eine Zuschauerin im Gespräch. So könnten im Film etwa lange Sequenzen, zum Beispiel Landschaftsaufnahmen, Stimmung erzeugen. Im Theaterkeller sind dafür andere Wege nötig. Stimmung erzeugt, da sind sich die Zuschauer aber einig, hat das Team von „Honig im Kopf“ auch ohne die Kino-Tricks der Vorlage.
Für Juli steht „Honig im Kopf“ mit fünf Vorstellungen auf dem Spielplan (6. – 8. und 13. – 14. Juli, freitags und samstags ab 23 Uhr und sonntags ab 21 Uhr). Weitere Vorstellungen folgen im August und September. Karten gibt es im Ticketbüro im Klaus-Havenstein-Weg 1, Tel. (06101) 559455 oder unter www.kultur-bad-vilbel.de. Der Eintritt kostet zwischen 12 und 25 Euro.