Die Adventszeit dient dazu, auf Weihnachten einzustimmen. Dazu werden gerne Spiele aufgeführt, die die Weihnachtsgeschichte in Erinnerung rufen. Das gefällt nicht jedem. So hat im letzten Jahr das Ordnungsamt Worms mit Unterstützung des Verwaltungsgerichts die Aufführung eines Krippenspiels auf dem städtischen Weihnachtsmarkt verboten. Begründung: Die Aktion verletzte die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes. Das Anstößige an diesem Krippenspiel war der offensichtliche Bezug zur aktuellen Flüchtlingssituation.
Gemäß der biblischen Geschichte fanden Josef und Maria in einer völlig überbelegten Stadt kein Quartier. In einer tierischen Sammelunterkunft gebar Maria das Jesuskind. Kurz nach der Geburt machte die junge Familie sich aus politischen Gründen auf die Flucht. Jesus verbrachte seine ersten Lebensjahre als ein Flüchtlingskind. Vor solchen Szenen wollte die geballte Ordnungsmacht unbedarfte Weihnachtsmarktbesucher bewahren.
Man muss dem Ordnungsamt zu Gute halten, dass es mehr von der Weihnachtsgeschichte verstanden hat, als viele Weihnachtsmarktbesucher. Der Kern der Weihnachtsbotschaft ist nicht besinnlich, sondern verstörend. Gott kommt in Jesus in unsere Welt, doch nicht als Herrscher, sondern als heimatloses Flüchtlingskind! Im Johannesevangelium wird es auf den Punkt gebracht: Jesus „kam in seine eigene Schöpfung, doch seine Geschöpfe, die Menschen, wiesen ihn ab.“ (Joh. 1,11) Einen Gott, der in einem Stall geboren und an einem Kreuz gestorben ist, will niemand haben; schon gar nicht in der besinnlichen Weihnachtszeit. Doch gerade dadurch wird Jesus zur Hoffnung für all diejenigen, die ebenso ausgestoßen und heimatlos sind. Weihnachten führt uns vor Augen, dass sich Gott nicht zu schade ist, sich in die tiefsten menschlichen Niederungen zu begeben. Gerade hier will er göttliche Annahme und neues Leben